The Warbler's Nest
Interactive Fiction gibt den Lesern Spielern nicht selten nur sehr wenig Information mit auf den Weg, um sie nach und nach selbst entdecken und entscheiden zu lassen, in welche Richtung sich die Handlung bewegt. Auch in The Warbler’s Nest findet man sich direkt ins Geschehen geworfen, gezwungen, sich anhand der Umgebung und den damit verknüpften Hinweisen ein Bild von der Situation des Hauptcharakters zu machen.
Ich bin kein Genre-Kenner (meine Text-Adventure-Erfahrung beschränkt sich auf Superlevel und alberne Spiele mit Einhörnern), fand mich im sehr schön geschriebenen Horror-Abenteuer von Jason McIntosh aber verhältnismäßig schnell zurecht. Durch ausführliche Beschreibungen der zu erkundenden Orte entsteht eine düstere und beklemmende Stimmung, die ich von einem rein textbasierten Spiel nie erwartet hätte. Hinweise auf den nächsten Schritt sind in den meisten Situationen vorhanden, bleiben aber stets subtil genug, um The Warbler’s Nest spannend und geheimnisvoll zu halten.
Gespielt werden kann entweder kostenlos im Browser oder für 79 Cent in der iOS-Version (was dank Display-Tastatur inklusive Shortcuts erstaunlich gut funktioniert). Ich für meinen Teil bin begeistert davon, wie schnell sich die gesamte Wahrnehmung des Settings um 180 Grad drehen kann, und empfehle auch denjenigen, die Interactive Fiction mit Skepsis gegenüberstehen, wenigstens mal reinzuschauen – hiermit ist jedenfalls ein gelungener und nicht allzu schwieriger Einsteigertitel gegeben. Wer partout nicht weiter weiß, findet hier die Komplettlösung.
Bonuspunkte gibt’s für alle, die sich (nach vollendeter Hausaufgabe) trauen, The Warbler’s Nest des Nachts im Wald zu spielen – oder mir noch mehr gute Interactive Fiction in den Kommentaren zu empfehlen.