Wer bin ich, und wenn ja, wie lange: Enemy Mind

Enemy Mind

Eigentlich ist Enemy Mind ein ganz einfaches, solides Shoot’em-Up: Das eigene Raumschiff fliegt von einer Bildschirmseite zur anderen und eliminiert gegnerische Armaden. Doch dank einer einzigen spielmechanischen Entscheidung entwickelt sich das gesamte Spielerlebnis zu einer komplett neuen Situation. In Enemy Mind ist man nämlich nicht an das eigene Schiff gebunden, sondern kann per Knopfdruck andere übernehmen.

Und das ist dringend nötig, schließlich sind die tödlichen Flugmaschinen einerseits nach einigen Treffern bereits zerstört, andererseits – und das ist noch wesentlich wichtiger – ist ihre Munition stark begrenzt. Die Wechsel der Raumschiffe sind nicht freiwillig oder gar der Willkür der Spieler*Innen überlassen, sondern unterliegen grundsätzlich dem famosen Level-Design von Schell Games und dem eigenen Geschick.

Ein lokaler Multiplayer-Modus für bis zu vier Spieler*Innen wurde ebenfalls integriert, was mich positiv an Jamestown: Legend of the Lost Colony erinnert. Enemy Mind macht einfach Spaß, lässt sich wunderbar mit Gamepad oder Tastatur spielen und versteht es zugleich, die Grenzerfahrung zwischen kurzzeitiger Frustration und hohem Weiterspielanreiz zu etablieren. In den insgesamt acht Levels mit ihren über 70 Angriffswellen finden sich auch Dutzende verschiedene Schiffe, die mit einem unterschiedlich hohen Schild- und Munitionsgrad, aber auch mannigfaltigen Bewegungsmodi ausgerüstet sind. Dadurch entwickeln sich für die Spieler*Innen immer wieder neue Lösungsansätze: “Wenn ich nächstes Mal einfach diese Maschine übernehme, dann könnte ich mich vielleicht dort durchlavieren…” – oder eben auch nicht.

Untermalt wird das alles mit einem ordentlichen Chiptune-Soundtrack, den man sich bei Bandcamp zu Gemüte führen kann, während der einfache Grafikstil ein wohliges Retro-Spielgefühl einzustellen weiß. Enemy Mind ist ein rundes, großartiges Spiel, das ich guten Gewissens mit einem dreifachen Hip-Hip-Pewpewpeeew! weiterempfehlen kann.