Frauen als Belohnung: Der Wanderpokal der Videospielgeschichte

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Nachdem Anita Sarkeesian zuletzt mit Positivbeispielen für Frauenfiguren in Videospielen ein etwas zurückgenommeneres Programm abspulte, kehrt sie für die neue Episode der Tropes vs. Women-Reihe zur gewohnten Bissigkeit zurück. Also zu dieser sachlichen, gänzlich unaufgeregten Bissigkeit, mit der sie eigentlich nur einmal kurz darauf hinweisen wollte, dass bestimmte Darstellungen unter Umständen etwas problematisch sein könnten. Zum Beispiel die Körper und Zuwendung von Frauen als Belohnung für spielerische Leistungen zu implementieren.

Genau darum geht es in der aktuellen Folge, die abermals genauso aufschlussreich wie knochentrocken daherkommt. Aber wir sind ja auch nicht hier um Spaß zu haben, sondern um etwas zu lernen! Etwa, dass Metroid, dem man zu gerne eine Plakette für die vorbildhafte Darstellung seiner weiblichen Hauptfigur an den dicken Weltraumanzug pappen möchte, diese eigentlich gar nicht verdient. Schließlich wird die angemessene Schutzkleidung frech gegen einen hautengen Aerobic-Body ausgetauscht, sollte man das Spiel schnell genug abschließen. Solche Arten von Belohnungen sind keine Seltenheit. Sie erstrecken sich vom Freischalten von sexualisierten Bildern und Kostümen über das Benutzen von Frauen als spielerische Ressource bis hin zu Trophäen für praktizierten Beischlaf. Sie sind überall. Zumindest, wenn Spiele älter als zwanzig Jahre sind und vornehmlich aus Japan kommen.

So schlüssig und richtig Sarkeesian auch argumentiert und erklärt, so sehr fehlt es mir in dieser Folge an aktuell relevanten Beispielen. Der überwiegende Teil der gezeigten Spiele stammt aus einer Zeit, in der East 17 das Cover der Pop/Rocky zierten und Steffi Graf Wimbledon gewann. Die Supermodell-Ära also, in der tatsächlich wenig hinterfragt wurde, was heute einen (oftmals durchaus berechtigten) Shitstorm nach sich zieht. Auch dass nur sehr wenig westliche Spiele Erwähnung finden, sondern vorwiegend auf japanische Werke eingegangen wird, ändert zwar nichts an der größtenteils nachvollziehbaren Kritik, es wirft jedoch die Frage auf, wie gegenwärtig und global diese Problematik tatsächlich ist. Nicht zuletzt auch, weil mit Castle Crashers und GTA V ausgerechnet solche Titel als Negativbeispiele herhalten müssen, die bewusst mit der Überzeichnung von stereotypen Rollenbildern und Klischees spielen, sich derer also völlig bewusst sind. Wie sie das machen und ob man das als gelungen empfindet, kann natürlich weiterführend diskutiert werden.

“Players are receiving a literal trophy for achieving sex with a woman.”

Statt zwanzig verschiedene Kostüme aus Resident Evil aufzuzählen, wäre das Anreißen einer übergeordneten kulturellen Einordnung somit vielleicht die lohnenswertere Verwendung von Sendezeit gewesen. Dass der Umgang mit Sexualität in Japan von Widersprüchen und Unaufgeklärtheit geprägt ist und dies eben auch auf die dort entstehenden Spiele abfärbt, wäre doch eine Erwähnung wert gewesen, wenn man sich schon fokussiert aus deren Beispielkiste bedient.

Dennoch sollte man nun nicht dem Trugschluss verfallen, dass die angesprochenen Missstände völlig aus der Welt sind. Schließlich spielen nicht nur Japaner das neue Metal Gear und ein gewisser Gerald von Riva springt nach einer abgeschlossenen Mission nach wie vor lieber mit einem hübschen Fräulein in die Kiste als dass er einen Heiltrank schlürft.