A MAZE. Indie Games Konferenz

Amaze
Ich habe kurz überlegt, ob ich aus diesem Artikel den typischen Superlevel-Vierzeiler mache. Während ich mich durch die diversen Links klickte, die mir Jeremy zukommen ließ, habe ich mich aber dazu entschlossen, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und diese hier ungefiltert niederzuschreiben.

A MAZE. veranstaltet am 4. Mai im Rahmen der Deutschen Gamestage und der Entwicklerkonferenz Quo Vadis die 1. deutschsprachige Indie Games Entwickler Konferenz.

Das Thema lautet: “Sexy to be Indie – Checking the German Indie Dev Scene“. Da musste ich lachen. Ich meine — gibt es in Deutschland überhaupt sexy Indie-Entwickler?

Auf der Veranstaltung werden unter anderem Vorträge von Alexander Zacherl (Bit Barons – München), Andreas Heldt (Z-Software – Dortmund), Marek Plichta (Spaces of Play – Berlin), Wolf Lang (Threaks – Hamburg), Patrick Rau (Kunst-stoff – Berlin) und Felix Bohatsch (Broken Rules – Wien) gehalten. Doch bevor ich mich diesen Herrschaften widme (nur Männer, irgendwie schade), möchte ich mich auf die eigentliche Veranstaltung und ihren Webauftritt konzentrieren.

Nachdem ich die A MAZE.-Seite aufgerufen hatte, schaute ich erst mal dumm aus der Wäsche. Keine Spur von “Sexy to be Indie“. Nix. Ist das jetzt nur eine kleine Unterveranstaltung oder das Oberthema? Und bezieht sich die von mir besuchte Webpräsenz überhaupt auf die Veranstaltung am 4. Mai in Berlin? Irgendwie nicht. Stattdessen klicke ich mich durch irgendwelche, scheinbar nach dem Zufallsprinzip angeordnete Veranstaltungshinweise, die irgendwas mit Games und Indie und Subkultur und überhaupt zu tun haben.

Und warum ist hier alles auf Englisch? Okay, man möchte international wirken (mit .de-Domain, cool) — aber wurde dieses Festival nicht auch ins Leben gerufen um die deutsche Indie-Szene zu boosten und Anlaufpunkte für Interessenten zu schaffen? Ist es da zu viel verlangt, den Inhalt des Webauftritts nicht wenigstens auch in Deutsch zu spiegeln? Bekommen die von Amy&Pink ja auch hin, kann also nicht so schwer sein.

Auf der Suche nach weiteren Informationen begebe ich mich somit auf die Online-Präsenz der Deutsche SpieleGamestage-Veranstaltung. Und merke schon nach wenigen Sekunden, dass ich auch hier nicht fündig werde. Hier gehts um Business. So richtig mit Anzug und Denglisch. Gesponsort von BigPoint und anderen Idioten. Meiner Meinung nach sollte Indie so wenig wie möglich mit Business zu tun haben. Aber das nur nebenbei.

“Glücklicherweise” habe ich eine Einladung auf Facebook für die “1. A MAZE. Indie Connect Berlin” erhalten. Na, schau an. Und da stehen dann auch die Informationen, nach denen man als potentieller Interessent Ausschau hält. Wer, wann, wo und warum überhaupt. Diese großartige Veranstaltung wird also auf einer popligen, in 5 Minuten hingewichsten Facebook-Seite promotet. Wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Oder möchten die selbsternannten, deutschen Indieentwickler unter sich bleiben?

Ich verstehe ein solches Event immer als Plattform für Austausch — auch mit Nicht-Entwicklern. So werden solche Cum-Togethers erst durch die Vielfalt der Teilnehmer reizvoll. Diese wird aber voraussichtlich ausbleiben, denn wie soll ich als Non-Gaming-Development-Nerd von dem Indie-Connect erfahren? Garantiert nicht über Facebook, zumindest nicht in dieser Form. Warum man da nicht die Kraft des Dachverbandes A MAZE. nutzt bleibt mir schleierhaft. Nun, bisher haben immerhin 57 Leute zugesagt, bei dieser Veranstaltung teilzunehmen. Halleluja.

Neben der Anmoderation von Barbara Lippe (welche scheinbar Papermint verbrochen hat) und einem Vortrag von A MAZE.-Vertreter Thorsten S. Wiedemann dreht sich das eigentliche Programm um einige Entwickler aus dem deutschsprachigem Raum.

Alexander Zacherl wird den Nachmittag eröffnen und wahrscheinlich über das Spiel Astroslugs seiner Firma Bit Barons sprechen. Bei Astroslugs handelt es sich um ein Puzzle-Game, welches schon vor einiger Zeit im Gameslabor vorgestellt wurde. Nichts Weltbewegendes, aber durchaus unterhaltsam. Dass Zacherl für Business und PR seiner Firma zuständig ist, wird schnell klar — besonders wenn man die diversen Blogeinträge überfliegt oder ihm bei Twitter und Facebook für einige Zeit folgt.

Grundsätzlich ist der erste Eindruck, der mir über die Website vermittelt wird, ein positiver, auch wenn ich die Webpräsenz für überladen und unübersichtlich halte. Doch im Gegensatz zu vielen anderen deutschen (Indie-)Entwicklern findet hier eine Produktplatzierung statt, sowohl von Spiel als auch von Firma. Ich könnte zwar an dieser Stelle wieder über den Einsatz der englischen und der Verweigerung der deutschen Sprache meckern, aber das lasse ich jetzt mal.

Die Firma Z-Software von Andreas Heldt ist für mich hingegen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bietet die Firma klare Alleinstellungsmerkmale (z.B. das preisgünstige Motion Tracking), andererseits kotze ich im Strahl, wenn ich mir Website, CD und Produktpräsentation ansehe. Zu Beginn werde ich mit irgendwelchen nichtsaussagenden, drittklassigen One-Linern a la “Geil ist Geil” empfangen und anschließend auf der Suche nach weiteren Informationen zur Firma im Regen stehen gelassen. Oder eher im Dunkeln, so schwarz, wie sich die Website präsentiert. Z-Software bleibt für mich profillos, sexy ist anders. Immerhin konnte man mit Solar Struggle endlich mal ein einigermaßen vernünftiges Produkt abliefern, nachdem man mit dem Handball Simulator (als offizielle Game-Website muss Amazon herhalten, oje) so einiges in den Sand gesetzt hat.

Ansonsten könnte man Z-Software noch zugute halten, dass sie in regelmäßigen Abständen das SET NRW veranstalten, welches aber auch mit starken Qualitätsschwankungen zu kämpfen hat.

Spaces of Play ist da schon ein anderes Kaliber. Denen kaufe ich die internationale Ausrichtung immerhin ab, denn ihr iOS-Spiel Spirits zeugt nicht nur von hoher Qualität, sondern ist regelmäßig in der internationalen Presse und verschiedensprachigen Blogs zu finden. Insgesamt können sich hier viele deutsche Indies eine Scheibe abschneiden. Der Gesamtauftritt ist durchdacht und auf den Punkt gebracht. Und sollte man hier ersthaftes Business betreiben, so lässt man es sich zumindest nicht anmerken, sprich: das ganze wirkt unabhängig, befreit und ungezwungen. Indie halt. Die Produktpräsentation sucht übrigens in den hier aufgeführten Beispielen ihresgleichen.

Threaks schreiben auch auf Englisch. Und Deutsch. Das wirkt direkt viel sympathischer und natürlicher, ebenso wie die von Hand gezeichneten Firmenmitglieder. Dass dann wieder alles schwarz in schwarz sein muss und die Produkte nur das nötigste an Platz zugesprochen bekommen, finde ich allerdings schade. Auch die Nutzung von Social-Media-Kanäle könnte noch verbessert werden. Der Flair des Indie-Studios bleibt für mich trotzdem oder gerade deswegen erhalten.

Kunst-Stoff wirkt dagegen überhaupt nicht nach Sexy-Indie. Möglicherweise liegts an den zahlreichen Bildern mit Schlipsträgern oder einfach daran, das meine Erwartungen, die ich mit dem doch recht vielversprechendem Namen “Kunst-Stoff” verbunden habe, nicht erfüllt wurden. Irgendwie hab ich mir was Quietschbuntes, Grelles vorgestellt, Plastik halt. Stattdessen begrüßt mich dröges Papier. Da das 16-köpfige Team schon mit einem Bein in der Industrie zu stecken scheint, finde ich sie zum Thema “Checking the German Indie Dev Scene” höchst unpassend. Aber möglicherweise habe ich auch einfach eine andere Begriffsdefinition von Indie. Und von cool. Und von sexy.

Broken Rules hingegen wirken auf mich sehr Indie, war aber auch nicht weiter verwunderlich, die kommen aus Wien, die wissen wie’s geht. Da muss man nur mal kurz in den Flickr-Kanal reinblinzeln und schon weiß man was Sache ist. Fünf Jungs, die halt Games machen. Fertig. Nicht irgendeine aufgesetzte Business-Scheiße, mit der ich mich in meiner Zeit im Gameslabor so rumschlagen musste. Wirkt zumindest so. Und da kommts ja nun mal drauf an. Erfolgreich sind die übrigens auch.

Fassen wir also meinen kleinen, unvollständigen, höchst subjektiven Erguss zusammen, bevor ich noch anfange, grundlos Leute zu beleidigen. Die “A MAZE. Indie Games Konferenz” hat ihre Berechtigung, geht leider aus Eigenverschuldung unter, Qualität der Referenten ist gemischt, zwei zähle ich erst gar nicht zur Indiesparte hinzu — und wirklich sexy sind nur weniger als die Hälfte der Vortragenden. Aber es scheint sie ja doch zu geben, die Sexy-Indies, zwar noch in Unterzahl, aber vielleicht stellt sich das Umfeld ja als lernfähig heraus.