Batman: Arkham City — Harley Quinn's Revenge
Der Joker ist tot. Mit einem gefrorenem Grinsen wird er von Batman aus dem Theater getragen, verfolgt von ungläubigen Blicken seiner Handlanger, Freunde und Feinde. Das Ereignis verändert nicht nur die abgeriegelte Stadt, Arkham City, sondern auch seine Insassen, allen voran Jokers Geliebte Harley Quinn, deren instabile Psyche sie in eine unberechenbare, von Rache verzehrte Witwe verwandelt.
Doch auch Batman scheint den Tod seiner schlechteren Hälfte nicht verkraftet zu haben, von ihm fehlt jede Spur. So begibt sich Robin mit der Hilfe von Oracle auf die Suche nach seinem Ausbilder und damit direkt in die Untiefen von Harleys neu aufgebautem Abstrusitäten-Kabinett.
Batman: Arkham City ist ein großartiges, abwechslungsreiches Spiel und hat meine Top 10 des Spielejahres 2011 nur knapp verfehlt. Der Vorgänger “Arkham Asylum” gefiel mir mit seiner stärkeren Linearität, den psychedelischen Wahnsequenzen und dem ständigen Gefühl der Enge und Beklemmung in der Hochsicherheitstrakt-Anstalt dann doch merklich besser. Aber das Ende von Arkham City wurde von einem Abschluss gekrönt, den man nicht mehr vergisst und der in meiner Erinnerung fest sitzt, wie die Wendungen bei Bioshock und Castlevania: Lords of Shadow oder die Auflösung in Silent Hill: Shattered Memories. Für ein Spiel über Comic-Figuren, die sich pausenlos die Visagen polieren (ohne dabei auch nur einen Tropfen Blut zu vergießen) und von Hochhaus zu Hochhaus hüpfen, überraschend emotional von Paul Dini geschrieben und in Szene gesetzt.
Der ganze sieben Monate später erscheinende DLC Harley Quinn’s Revenge knüpft an diese Ereignisse des Hauptspiels an. Die Erweiterung lässt uns in einer ca. zweistündigen Missionsfolge als Batmans Sidekick Robin auf die Suche nach dem dunklen Retter machen, der augenscheinlich direkt in die Falle von Jokers besserer Hälfte Harley Quinn gelaufen ist. Sieben Monate Pause zwischen Hauptspiel und Erweiterung bedeutet aber vor allem erstmal eines: Prügel einstecken. Womit führe ich doch gleich einen Schlag aus? Wie war das mit dem Kontern? Nach ein paar Minuten stellte sich jedoch wieder Routine ein und der malerische Flow dieses wunderbaren Kampfsystems hatte mich erneut in seinem Bann gezogen. Wenn Rocksteady Studios etwas besonders gut kann, dann dem Spieler das Gefühl zu geben, der beste Spieler auf diesem Planeten zu sein. Diese Eleganz, diese Moves! Auch wenn sich Robin meiner Meinung nach nicht ganz so gut spielt wie Master Wayne, bietet er mit seinem wirbelnden Stock und dem ausfahrbaren Schild eine nette Abwechslung.
Obwohl die kurze Story sich nicht so viel traut wie das Hauptspiel, ist diese Episode schön erzählt und auf jeden Fall eine Steppvisite in Arkham City wert. Ich bin ja ein Fan dieser kleinen, abgeschlossenen Spielehäppchen in Spielfilmlänge für einen Abend, wie es auch Journey neulich präsentiert hat. Bitte mehr davon.
Arkham City ist düster, noch ein ganzes Stück stärker als vor ein paar Monaten. Es schneit immer noch. Die ersten Minuten fühlen sich an wie ein Besuch bei einem alten Bekannten, der einem nichts Neues zu erzählen hat und trotzdem die Geschichten von früher™ in seinem tristen Wohnzimmer zum Besten gibt. Mit ein paar neuen Ausschmückungen hier und da, die jedoch im Einheitsgrau etwas verblassen.
Es fehlt an Spitzen, an wirklichen Höhepunkten, einem Aufreger. Harley Quinn ist einer der interessanteren Charaktere des Batman-Universums, ihre Motivation ist eindeutig und nachvollziehbar. Liebe. Kranke, unerschütterliche Liebe. Dies wird von ihr klar kommuniziert: Der Weg ist gesäumt von seltsamen Installationen, Graffiti-Schmierereien und anderen Hinweisen zur Huldigung des Jokers. Doch die von Rocksteady dargestellte Figur wirkt wie ein irrelevanter Platzhalter mit großen Brüsten im Lederkorsett.
Rocksteadys Interpretation fehlt es an Tiefe. Harley wirkt wie ein vorgeschobener Grund, deren freizügiges Gothic-Lolita-Outfit den Spieler zum Kauf des DLCs anregen soll um dann hinter belanglosen Parkour-Einlagen von Batman und Robin zu verblassen. Darauf deutet auch schon der wenige Pixel vorher verlinkte Trailer hin.
Harley Quinn’s Revenge bereichert die Software um ein paar einfache Gameplay-Elemente, die aber nur kurzzeitig zum Tragen kommen. Denn besonders die größte Neuerung, Robin, ist auf etwa eine knappe Stunde Spielzeit beschränkt.
Insgesamt krankt die Erweiterung an der Spielfilmlänge. Die Veränderung von Batman wird zwar angesprochen, aber nicht weiter thematisiert. Harleys Charakterentwicklung wurde virtuos durch die ersten beiden Haupttitel vorangetrieben und wie alle anderen Figuren von Rocksteady penibel ausformuliert. Doch anstatt Harley mit dem DLC die Bühne zu ermöglichen, die sie verdient, genügen die zwei Stunden einfach nicht, um der Komplexität eines solchen Charakters gerecht zu werden.
Besonders der eigentliche Höhepunkt des Spiels, die Festnahme von Harley, verwässert in belangloser Knöpfchendrückerei ohne wirkliche Auswirkungen auf die doch sonst so vielfältig und lebendig wirkende Spielwelt oder ihre Figuren.
Zumindest bringt Rocksteady das Franchise in eine interessante Ausgangslage für eine mögliche Fortsetzung. Doch bis dahin wird wohl noch etwas Schnee auf die Dächer von Arkham City fallen.
Wie Manu bekam auch ich in den ersten Spielminuten von Quinn’s Revenge ordentlich eins auf die Superheldenmaske. Was im Hauptspiel Stück für Stück eingeführt wird, ist im DLC Grundvoraussetzung. Während ich also unvorbereitet in offene Messer und brutzelnde Elektroschocker hineinlief, fiel mein Blick mit kindlicher Verzückung immer wieder auf das herrlich animierte Cape von Robin. Wahrscheinlich aus der gleichen Fabrik stammend, wie der Umhang von Batman selbst, wabert und flattert er im Wind und reagiert auf jede Bewegung des quirlig herumspringenden Sidekicks.
Nachdem Robin und Umhang einige Male im Dreck von Arkham City gelandet waren, kam schließlich doch mein altes muscle memory aus dem Hauptspiel zurück. Angriffe, Konter und Spezialmanöver gingen fließend ineinander über und das Ballett aus Fäusten, Sprüngen und knackenden Knochen, für das die beiden Batman Teile von Rocksteady so geliebt werden, entfaltete sich erneut in seiner ganzen Pracht. Dabei setzt Robin auf einen ähnlichen Kampfstil wie Batman, den er aber durch einen Stab als Schlaginstrument effektiv erweitert.
Nach kurzer Zeit fühlte ich mich also im bekannten Faustkampf wieder sehr wohl und konnte meine Aufmerksamkeit auf die anderen typischen Spielelemente der Serie lenken. Es gibt einen kleinen Open-World-Bereich zu erforschen, hier und dort muss den bewaffneten Gegnern im Schatten aufgelauert werden und auch der Detective-Mode zum Aufspüren von Hinweisen ist wieder dabei. In Sachen Story tut sich leider auch nichts wirklich neues. Harley Quinns Rachefeldzug ist die logische Erweiterung der Hauptgeschichte, bewegt sich aber keinen Zentimeter weit, sondern vollführt nur eine Kreisbewegung und ist am Ende genau dort, wo sie auch angefangen hat. Erzählt wird die Geschichte dabei meist durch Audioclips und belauschte Gespräche, die wieder einmal zeigen, dass das Leben eines Handlangers in Arkham City echt trist und deprimierend ist. Ständig muss man als Kanonenfutter herhalten und sich von geschminkten Geisteskranken herumkommandieren lassen. Kein Spaß.
Spaß macht dagegen der DLC, weil er alles, wofür Arkham Asylum und sein Nachfolger Arkham City stehen, in einem kompakten Paket verschnürt und durch einen zusätzlichen Spielcharakter auflockert. Das ist nicht neu und innovativ, aber in seiner gekonnten Ausführung ein gelungener Abend Videospielunterhaltung.