Dark Souls II Crown of the Sunken King: König ohne Reich

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“For Dark Souls II, we don’t even expect any additional downloadable content because we want to deliver a full game, the full experience, to fans who purchase the package from day one” (Takeshi Miyazoe)

Nur knapp ein halbes Jahr war vergangen, da folgte der ursprünglichen Aussage, man habe keine Erweiterungen für Dark Souls II geplant, eine Ankündigung von gleich drei DLCs, die in Anbetracht ihres strammen Veröffentlichungsrhythmus im Nachhinein gar nicht mal so ungeplant wirken. Die drei hinzugekommenen Abenteuer firmieren unter dem vielversprechenden Titel Season Pass, der einen langen, beschwerlichen Weg durch verschiedene Jahreszeiten vermuten lässt, sich aber dann leider doch als der übliche Marketingsprech für ein Abo über drei Katzen im Sack herausstellt. Die erste Mieze nennt sich Crown of the Sunken King und zeigt jedem ihre Krallen, der es wagt, sich ihr zu nähern. Aber zum Schmusen ist ja auch niemand hergekommen.

Der Startpunkt der neuen Herausforderung liegt ganz tief unten am Boden des riesigen Loches verborgen, das mitten in Majula klafft. Der Weg dort hinunter ist kein besonders angenehmer und deshalb ärgere ich mich zunächst doch ein wenig, dass ich meinen alten Magier nach abgeschlossener Kampagne bereits ins New Game Plus katapultiert habe, wodurch ich den kompletten Abstieg noch einmal erledigen darf, um die neuen Gebiete betreten zu können. Aber ich bin ja mittlerweile ein harter Hund und lasse mir von derlei Unwägbarkeiten nicht das Chappi aus dem Napf schlecken. Endlich angekommen beschleicht mich das unheimliche und doch schöne Gefühl der Angst vor dem Unbekannten, das die Souls-Reihe seit jeher ausmacht. Doch hat sich über die Jahre auch eine gewisse Routine beim Erkunden eines neuen Abschnitts breit gemacht, so dass mich ein vorbeifliegender Drache oder die trügerische Leblosigkeit mancher Gegner nicht mehr auf dem falschen Fuß erwischen. Dem ersten Widersacher haue ich auch prompt ein paar Seelenpfeile um die Ohren, nachdem er sich endlich aus seiner Totenstarre erhoben hat. Und dann noch mehrere Seelenspeere. Auch hacke ich noch einige Male mit meinem feurigen Krummschwert auf ihn ein, weil dieser Drecksack merkwürdigerweise immer noch steht, während am Horizont eine Vielzahl seiner Klonbrüder darauf warten, dass meine Zaubersprüche und Waffen an ihnen zerbrechen.

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Schnell beschleicht mich hierdurch der Eindruck, dass hier doch etwas zu großzügig mit der Widerstandskraft der ansonsten eher harmlosen Gegner umgegangen wurde. Ohne Kräuter zur Aufladung von Zaubersprüchen und ein wenig Reparaturpulver schaffe ich es jedenfalls kaum bis zum nächsten erlösenden Leuchtfeuer. Der Weg zu diesem verläuft in der Erweiterung vornehmlich vertikal und wird begleitet durch eine für dieses Spiel ungekannt hohe Anzahl an Schalterrätseln. Deren Kniffligkeit unterliegt starken Schwankungen und ihre Lösung erfordert in einigen Fällen den Einsatz fernkämpferischer Mittel. Wer bisher gut ohne Bogen ausgekommen ist, sollte sich also schleunigst einen anschaffen. Ich muss wirklich gestehen, ohne die hilfreichen Hinweise, die andere Spieler in meiner Welt hinterlassen haben, hätte ich womöglich irgendwann verzweifelt das Handtuch geworfen, weil sich die entsprechenden Druckplatten sehr geschickt vor mir versteckt hielten. Ich gehöre wohl zu der Zielgruppe, die in einer solch misslichen Lage nicht davor zurückgeschreckt wäre, einen Schlüsseldienst per In-App-Kauf zu ordern.

Die neuen Bossgegner in Crown of the Sunken King sind enttäuschenderweise eher semi-neu. Das ein oder andere Déjà-vu kann man auf jeden Fall nicht leugnen. Die Kämpfe sind dennoch angenehm fordernd und beim ersten Mal auch nicht ganz frei von jener Art Überraschungen, die mich sanft den Controller aus der Hand legen und mich anschließend in Fötushaltung in mein Kissen jaulen lassen. Sie geben mir also genau das Gefühl, für das ich diese Spielreihe liebe. Dennoch bleibt der Gesamteindruck bestehen, dass sich diese erste von drei Zeitreisen zu den Vorgängern König Vendricks arg losgelöst vom Hauptspiel anfühlt. Das war bei der hervorragenden Erweiterung des ersten Teiles zwar ähnlich, doch gab diese sich bei Weitem nicht derart verschlossen. So ist dieser DLC leider nur ein Nachschlag, der noch einmal mehr vom Selben bietet und dennoch nicht so recht zum Rest des Menüs passen will. Aber vielleicht bin ich auch einfach schon zu satt, um das noch beurteilen zu können. Nichtsdestotrotz setze ich mir am Ende stolz die ominöse Krone des einstigen Herrschers dieses versunkenen Reichs auf mein Haupt und schaue ein letztes Mal auf die hinterlassene Verwüstung zurück, wohl ohne je zu erfahren, weshalb ich überhaupt hier gewesen bin.