Alles was man tut, ist Loot: Adventure Manager
Ich hasse es, das zuzugeben, aber… Ich liebe Loot. Jetzt ist es raus. Ich bin ein Loot-Liebhaber, nein, sogar ein -fanatiker. Ich finde diese Momente, in denen ich mir das eingestehen muss, unglaublich peinlich – aber dennoch ist es so, und Verleugnen hat keinen Zweck. Loot einzusammeln, es in die Kategorien ‘Brauchbar’ und ‘Unbrauchbar’ zu sortieren, es geschickt anzuwenden oder gewinnbringend zu verkaufen, all das sorgt in Adventures wie auch in RPGs für einen Satisfikationsmoment in mir. Kein Wunder also, dass ich bereits jetzt Dutzende Stunden in Adventure Manager investiert habe. Dieses Spiel ist geschaffen für all die verdammten Seelen der Loot-Besessenen, zu denen ich mich selbst zählen muss.
Ich würde mich selbst zwar als einen Menschen mit einem gewissen Grad an Reflexionsfähigkeit beschreiben, jedoch kann ich mich der Faszination von Loot einfach nicht verwehren. In ihrer Funktionalität sind sie ähnlich gestrickt wie Achievements: Beide dienen dazu, ein Spiel unnötig in die Länge zu ziehen. Ob ich nun in dem beknackten Untoten-Umfahr-Rennspiel Zombie Driver 50.000 Exemplare der Cerebrum-Gourmets niederstrecken muss, um das Achievement Why do you hate them so much? zu erlangen, oder eben in Adventure Manager denselben Dungeon wieder und wieder und wieder durchquere, nur um an eine legendäre Axt zu gelangen – das macht spiel-strukturell absolut keinen Unterschied. Und trotzdem ist eine Kleinigkeit eben anders.
Im Gegensatz zu Achievements, denen ich grundlegend eine zur Schau stellende Funktion unterstellen würde (abgesehen von der puren Lust nach der Herausforderung, die das Erlangen eines nur schwer zu erlangenden Achievements mit sich bringt), kann Loot eine spezielle Art von Freude durch dessen effektive Beschaffung und Administration erzeugen. Dies lässt sich vielleicht am besten durch World of Warcraft veranschaulichen, wo es sich ganze Gilden zur Aufgabe machen, bestimmte Gebiete und Dungeons immer wieder aufs Neue nach seltenen Ausrüstungsgegenständen zu durchforsten. Es geht um Optimierung in jeglicher Hinsicht; entweder lässt sich das finanzielle Gildenkapital durch den Verkauf dieser Errungenschaften erhöhen oder aber die Charakterwerte der einzelnen Mitglieder steigern. Im Endeffekt geht es immer nur um Zahlen.
Auf dieser Obsession für Maximalwerte gründet auch das gesamte Kernprinzip von Adventure Manager. Man selbst spielt den König eines von feindlichen Invasionen bedrohten Fantasiereichs, das mit verschiedenen Wesen – von Giganten bis Zwergen wie Nachtelfen und Menschen ist alles dabei – bevölkert ist. Von diesen Völkern akquiriert man einzelne Mitstreiter*Innen, die man mit Waffen und Ausrüstung versorgt, damit sie anschließend in einer Vierergruppe verschiedene Aufgaben erledigen: Mal muss jemand aus einer Höhle gerettet werden, mal gilt es die bösartigen Monsterhorden aus einer Gruft zu vertreiben, etc.
Wie schon der Titel es vermuten lässt, hat das Spiel eine Manager-Komponente: Bis zu 48 Abenteurer*Innen stark kann das eigene Heer groß sein, und dieses kann sich auch quasi selbstständig beschäftigen. Sie können automatisch zufallsgenerierte Missionen bestreiten und so in Windeseile stärker werden und neues Loot beschaffen. So umfasst rund achtzig Prozent meiner Spielzeit nichts weiter als das Begutachten und Sortieren von Beute, nur um dann in der steten Optimierung meines Kapitals und meiner kleinen Kampfgruppierung zu münden. Nichts anderes begründet meinen Spaß an Adventure Manager – egal, ob man das nun positiv oder negativ sehen möchte.
Tatsächlich finde ich sonst nicht viel Spannendes an Adventure Manager. Der Humor ist mir durch seine pubertäre Art eher zuwider, die 13 Klassen von Paladin bis Death Knight rühren stark an den üblichen Fantasy-(MMO-)RPGs-Klischees, die grafische Gestaltung ist bestenfalls Mittelmaß und auch sonst lässt sich nicht viel Originalität vorfinden. Trotzdem hasse und liebe ich das Spiel zugleich, weil es genau den einen Knopf bei mir zu drücken vermag, den ich so gerne verstecken würde. Loot, Loot, Loot! Ich kann es einfach nicht lassen.