Alphalevel: Orcish Inn
Die Fantasy-Literatur meint es nicht gerade gut mit Orks. Oftmals werden sie als barbarische Wilde porträtiert, gerade in der Lage, aufrecht zu stehen und zu gehen, aggressiv, kriegerisch, brutal, ganz und gar ohne Kultur. Orks sind der Standard in Sachen Feindbild, nichts als Futter für Schwerter, Äxte, Knüppel, Hellebarden und zerstörerische Zaubersprüche. Was für Super Mario der Koopa Troopa ist, ist in einem Großteil des Fantasy-Genres der Ork. Mit seinem Spiel Orcish Inn, das gerade als kostenlose Pre-Alpha-Version erschienen ist, fordert Entwickler Steven Colling (The Loot Castle) zum Umdenken auf. In Orcish Inn sind die Orks ein Kulturvolk – eines, das sich insbesondere auf die Degustation großer Mengen Bier versteht.
Im Spiel verkörpere ich einen einzelnen Ork, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich seine eigene, erfolgreiche Kneipe zu eröffnen. Das ist nicht ganz einfach, denn außer einer rudimentären Bar und ein paar Kesseln und Fässern steht noch nichts. Also frisch ans Werk: Zunächst muss der Boden gepflügt werden, um darauf Getreide und Baumwolle pflanzen zu können. Das geht nur am richtigen Ort – natürlich, denn unterschiedliche Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche, beispielsweise an die Feuchtigkeit des Bodens. Während ich meine Felder bestelle, muss ich stets ein Auge auf meine Fitness werfen – habe ich genug gegessen, bin ich etwa schon zu müde, um noch weiterzuarbeiten? Ein bisschen Brot und eine durchgeschlafene Nacht lassen mich am nächsten Tag wieder frisch ans Werk gehen.
Danach geht’s an meine erste Ernte. Spannend, denn noch weiß ich nicht, ob Hopfen und Gerste die nötige Qualität haben, um zur Grundlage eines echten orkischen Premium-Bieres zu werden. Alles mühsame Handarbeit, die sich schließlich jedoch bezahlt macht. Aus dem von mir mit Liebe bestellten Boden ist perfekte Getreide-Qualität gewachsen. Mit ein paar zusätzlichen Zutaten, die ich unterwegs von einem fliegenden Händler erstanden habe, gehts auf zum Braukessel. Hier stelle ich Malz her, lege durch sorgfältige Zugabe von Wasser den Stammwürzegehalt meines Bieres fest. Das ist wichtig, denn Orks sind wählerisch. Der eine Clan genießt einen höheren Alkoholgehalt, der andere legt Wert auf ein leichtes Pils mit feiner Hopfennote. Nur wenn gutes Bier die Orkkehlen herunterfließt, fließt auch Geld auf mein Konto, das ich wiederum verwenden muss, um mein Etablissement nach den Wünschen meiner Kundschaft einzurichten. Zudem dient eine gute Reputation der Verbesserung meiner Werkzeuge: mehr Steine zu zerhacken oder Bäume zu fällen ohne müde zu werden – der Traum eines jeden Orks.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Orcish Inn ist Arbeit. Den Bierbrauprozess am Laufen zu halten, gleichzeitig für stetigen Rohstoffnachschub zu sorgen, den Acker zu bestellen, die Ernte nicht zu verpassen und gleichzeitig die eigene Gesundheit im Auge zu behalten – all das erfordert ein hohes Maß an Planung und Micromanagement. Der Lohn der Tortur entschädigt jedoch für alles: Glückliche Orks lassen in der Taverne die Gläser klirren, sind froh wenn sie gehen und empfehlen mich dankend weiter. Das sorgt dafür, dass neue Clans auf mich aufmerksam werden, die wiederum neue Ansprüche an Bier und Ambiente haben. Alle, denen das noch nicht genug ist, haben zudem die Möglichkeit, ein paar Quests zu erledigen und sich so zusätzliche Vorteile zu erarbeiten: so verlangt die Ork-Armee beispielsweise eine spezielle Kriegsabgabe und belohnt Spender fürstlich. Im weiteren Spielverlauf muss außerdem die Taverne selbst ausgebaut oder gar eine neue errichtet werden.
Derzeit befindet sich das Spiel in einem sehr frühen Stadium – es ist davon auszugehen, dass sich sowohl die Grafik als auch einige Spielmechaniken noch ändern werden, zudem wird Orcish Inn noch um weitere Features und Funktionen ergänzt. Was derzeit spielbar ist, lässt jedoch schon erahnen, wie das Endprodukt sein wird: Eine komplexe Mischung aus Bauernhof-Simulator, Kneipen-Manager und Strategiespiel, alles in einer wunderschön gezeichneten Comic-Grafik. Eine Ode an die Orks. Das Spiel hat Steam Greenlight bereits passiert. Wer möchte, kann den weiteren Entwicklungsprozess bei Patreon unterstützen.