Alphalevel: Starbound

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Wie Starbound selbst, enthält auch dieses Review zufallsgenerierte Inhalte. Ein Laden der Seite erzeugt eventuell einen neuen Eindruck des Spieles.


Zukünftige Updates führen nicht mehr zur Löschung des Spielstandes“, sagte das Starbound-Update, das meinen Spielstand löschte. Ärgerlich, ja. Überraschend? Nein. Von einem Spiel in der Testphase sollte man so etwas erwarten. Also alles auf Anfang. Einen neuen affenmenschlichen Pixel-Ben zusammenklicken. Ein neues Raumschiff. Ein neuer Planet.

Ich fälle ein paar Bäume, baue mir eine Spitzhacke und grabe unter der Oberfläche nach Ressourcen. Ich finde Kohle, Eisen und Pflanzenfasern. Ich baue eine Bogen und eine bessere Spitzhacke und dringe tiefer ins Innere der Erde vor. Man kann nicht über Starbound (nicht Starcraft!) schreiben, ohne die direkte Verwandtschaft Terraria und die Mutter des Survival-Genres Minecraft wenigstens zu erwähnen – was hiermit geschehen wäre.

Einige Quests weisen mich in grundlegende Abläufe ein und führen mich zu dem Punkt, an dem ich den Startplaneten verlassen darf. Lediglich ein paar Barren Gold und einige “Pixel” (die Währung Starbounds) trennen mich davon, die Galaxis unsicher zu machen. Doch so vorbestimmt wie der Ablauf der Tutorial-Quests, so zufällig ist der Planet, auf dem ich mich befinde. Das bedeutet vor allem, dass das Gold, das ich für den Abschluss der letzten Quest-Stufe, das Errichten einer Signalstation, benötige, nirgendwo zu finden ist. Ohne Gold keine Signalstation, ohne Signalstation kein Bossgegner, ohne Bossgegner kein Hyperantrieb, ohne Hyperantrieb keine Reise zu anderen Gestirnen. Ich stecke fest.

Vermutlich ist da irgendwo Gold, weit unten in den Tiefen des Planeten. Doch drei Stunden des ziellosen Buddelns sind genug. Zumal jetzt eine Horde von Roboteramazonen mit Lasergewehren die Höhlen unsicher macht. Ja, es war meine Schuld durch die Gefängnismauern zu graben, aber wie hätte ich damit rechnen sollen, auf einmal Lasergewehren gegenüber zu stehen. Natürlich lassen sich die dummen Gegner mit ein paar Steinblöcken einklemmen und einzeln mit Pfeil und Bogen bezwingen. Aber besonders sportlich ist das nicht. Das war es schon bei den Dinosaurier-Fledermäusen nicht und bei den Pokémon-Lurchen, die sich augenscheinlich die gleiche künstliche “Intelligenz” mit den Roboteramazonen teilen müssen.

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Zwar ist die Entwicklung des Spielerfortschrittes noch in einem besonders frühen Entwicklungsstadium. In seiner jetzigen Form liefert Starbound jedoch einen weiteren Beweis dafür, dass prozedurale Systeme gutes Spieldesign zwar unterstützen, aber nie ersetzen können. Mit etwas Pech muss man sich also auf ein frustrierendes Erlebnis gefasst machen.

Der Aufbauteil in Starbound ist ebenso ernüchternd. Nicht nur, dass mühsam gebaute Häuser von Pinguin-Ufos und Knochendrachen ohne Vorwarnung terminiert werden. Starbound treibt Spieler von Planet zu Planet, so dass die eigentliche Operationsbasis schnell das viel zu enge Raumschiff wird. Schön, dass man alle Pixelobjekte – vom Türrahmen bis zur Säuregrube – einsammeln und selbst verwenden kann. Blöd, dass der Platz im Inventar und auf dem Raumschiff nicht mal einen Bruchteil dieser Gegenstände aufnehmen kann. Es gibt also wenig Motivation, sich auf einem der Planeten niederzulassen, um einen Palast zu errichten.

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All das lässt sich ändern. Fast jedem Spielstart geht ein Update voraus und die Entwickler wissen genau, was derzeit gut und was weniger gut funktioniert. Doch selbst wenn die kleineren Ärgernisse behoben werden, ist da immer noch zu viel. Viel zu viel. Viel zu viel viel viel.

Starbounds Zufallsgenerator erzeugt etwa 12,7 Billiarden unterschiedliche Planeten. Mehr als man jemals bei einem Glas Zitronenlimonade besuchen könnte. Ehrlich gesagt wäre ich schon mit 100 Planeten überfordert und ich frage mich, ob zehn handgestaltete Planeten mit zehn handgestalteten Monstern und zehn handgestalteten Dungeons nicht vergnüglicher wären, als 12,7 Billiarden Zufallskonstellationen, von denen mindestens eine Mist ist, weil sie nicht genügend Goldvorräte beherbergt.

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Das Abendrot taucht die Gehirne auf den Bäumen in ein feuriges Glühen, während ein Pinguin auf einem Panzer kleinen Pixel-Bens Hütte in Schutt und Asche legt. Starbound macht alles richtig.

War Terraria eines noch eines der hässlichsten Survival-Spiele, so ist der Nachfolger Starbound nun eines der schönsten. Was mit Sicherheit nicht am enormen Erfolg der Crowdfunding-Kampagne des britischen Entwicklerteams Chucklefish liegt, sondern allein an der Übertragung des Terraria-Konzeptes ins Science-Fiction Setting. Alles wird besser mit Raumschiffen!

Das Raumschiff, auf dem das Spiel beginnt, ist jedoch nur der Ausgangspunkt des Abenteuers. Ohne Ausrüstung auf einen zufallsgenerierten Planeten teleportiert, muss man sich aus ein paar Stöcken eine Spitzhacke bauen, Monster mit selbstgebauten Schwerten bekämpfen, die Nahrungsversorgung sicherstellen, ein Häuschen bauen. Starbound fügt dem inzwischen fast standardisierten Ablauf des Genres nur wenig hinzu, verschiebt allerdings den Fokus. Wie bereits in Terraria gibt es Rollenspielelemente, die dem Spiel eine Richtung geben. Die Erforschung der Welt und der Aufbau einer Basis sind hier nicht nur Selbstzweck, sondern kleine Schritte auf dem Weg zu stärkeren Waffen, besserer Ausrüstung, der Erfüllung von Quests und dem Besiegen von Bossen.

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Chucklefish gelingt dabei eine angenehme Mischung aus prozedural generierten Planeten und handgebastelten Pixeln. Auf einer Sternenkarte wählt man das Ziel der Reise aus einer annähernd endlosen Zahl von Möglichkeiten: Waldplaneten, Wüstenplaneten, Wasserplaneten, Vulkan- und Tentakelplaneten – alles was das Herz begehrt. Während man der Oberfläche mal auf verlassene Ruinen, mal auf bewohnte Dörfer trifft, lauern in der Tiefe wertvolle Ressourcen und gefährliche Dungeons. Der Zufallsgenerator wirft dabei nicht nur Gehirnbäume und Säureregen auf den Spieler, sondern bevölkert die Planeten mit ulkigen Monstern und absurden Waffen. Dabei lassen sich alle vorgefundenen Bauteile ohne Einschränkung demontieren und selbst verwenden. Ein Hightech-Affenlabor auf einem überwucherten Ruinenturm am Rande eines Wüstenplaneten ist kein Problem, so lange genügend Ressourcen vorhanden sind. Wer die Lust an einem Ort verliert, der sucht sich einen anderen. Vielleicht einen, auf dem pflanzengesichtige Elfenzauberer mit Schrotflinten einen großen Schatz bewachen.
Die Koordinaten besonders interessanter Planeten können mit anderen Spielern und Spielerinnen ausgetauscht werden. Sie dienen als Ausgangswerte bzw. “Seed” für den Zufallsgenerator.

Auch wenn das Aufsetzen einer Multiplayer-Partie nicht ohne Fallstricke ist: Starbound wird in Begleitung anderer Pixelmenschen/Roboter/Affen/Pflanzen noch besser. Mit zwei oder drei Freunden über den Planeten hüpfen und mehr oder weniger unabsichtlich ein Dorf harmloser Mittelaltermarkt-Roboter abfackeln ist ein erhabenes Vergnügen.

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Dass Starbound noch kein fertiges Spiel ist und von regelmäßigen Updates begleitet wird, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Das Spiel läuft hinreichend stabil, sieht bezaubernd aus (und klingt ebenso) und enthält panzerfahrende Pinguine. Mit grundlegenden Veränderungen sollte man in Zukunft jedoch rechnen. So sind die Gestaltung des Spielfortschrittes, zahllose Quests sowie die Modunterstützung noch lange nicht abgeschlossen. Dies sollte jedoch für niemanden ein Hindernis sein. Wer mit Survival-Spielen wenig anfangen kann, sollte sich zumindest eine kleine Pixelfigur basteln. Das kostet nichts, bis auf eine Registrierung im offiziellen Starbound-Forum.

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