Card Hunter
Meine Erfahrung mit Dungeons & Dragons beschränkte sich darauf, Charakterbögen anzustarren, Regelbücher anzustarren und meine zwei Leidensgenossen beim Anstarren der Charakterbögen und Regelbücher anzustarren. Es war also nicht so lustig. Deswegen bin ich vom erzählerischen Überbau von Card Hunter begeistert. Dieser präsentiert sich nämlich ein bisschen so, wie ich mir eine Nacht D&D in pizzaschwangerer Luft vorstelle.
Will man Card Hunter in eine Schublade stecken, dann säße es relativ alleine im Ablagefach für F2P-Rundenstrategie mit Rollenspielelementen und integriertem Kartensammelspiel. Aufgeteilt in handliche Spielmodule leitet der nervöse aber begeisterte Game Master Gary durch eine detailliert animierte Tabletop-Welt mit wechselnden Spielbrettern, 2D-Pappfiguren, Karten und Würfeln. Gesteuert werden drei klassische Fantasyfiguren, die gegen allerlei klassische Fantasymonster antreten.
Was im echten Leben mit viel manuellem Aufwand verbunden ist, wird auf dem virtuellen Tisch zu einem flüssigen und dynamischen Spielablauf. Der Krieger stürmt im ersten Zug nach vorne, wird von kleinen grünen Goblins umzingelt, die sogleich vom Zauberer aus der Ferne einen Blitz um die Ohren geschleudert bekommen. Dann greifen die Monster an, mein Krieger blockt die Attacke dank entsprechender Spielkarte und erhält von der Priesterin einen Stärkungszauber. Es folgt ein schmetternder Axtschwung und der Sieg ist mein. Keine fünf Minuten hat das taktische Scharmützel gedauert und schon geht es weiter zu neuen Abenteuern.
Pro Runde darf eine Karte und damit eine Aktion ausgeführt werden. An diesem Punkt treffen Runden-, Rollen- und Kartenspiel aufeinander. Die spielbaren Karten ergeben sich durch die ausgerüsteten Waffen und Rüstungen der Helden. Beispielsweise liefert eine Axt drei Angriffskarten, ein Schild zwei Karten zur Verteidigung und die Schuhe passende Karten zur Fortbewegung auf dem Spielbrett. Erfahrungspunkte und neue Gegenstände gibt es nach jedem erfolgreichen Kampf, und damit kommt der Kreislauf aus neuen Waffen, neuen Karten, neuen Aufgaben in Schwung.
Card Hunter ist kostenlos in jedem modernen Browser spielbar. Ihr müsst also nicht weiter meinen Worten glauben, sondern könnt euch gleich in die Warteschlangen vor dem Server-Eingang einreihen. Der Ansturm ist momentan noch etwas größer, als vom Entwickler Blue Manchu erwartet. Aus meiner Sicht vollkommen gerechtfertigt, denn für kein Geld bekommt man einiges – von einer umfangreichen Solo-Kampagne bis zum Multiplayermodus – geboten. Wer doch Geld einwerfen will, kann eine monatliche Mitgliedschaft abschließen und erhält dafür pro Kampf einen Gegenstand mehr. Außerdem lassen sich natürlich auch optische Veränderungen käuflich erstehen.
Aus meiner mehrstündigen Spielerfahrung kann ich allerdings erfreut berichten, dass es keine künstlichen Hindernisse zu geben scheint, die jeden über kurz oder lang zur Kasse bitten. Der Schwierigkeitsgrad ist moderat und der Fortschritt auch ohne zusätzliche Boni befriedigend schnell. Also alles so, wie ich es bei unseren Abenden vor dem Dungeons & Dragons-Regelwerk nie erlebt habe.