Crazy Plant Shop: Bio-Klausur-Simulator 2014
Blumen und Pflanzen allgemein kann ich nicht ausstehen, will auch keine geschenkt bekommen. Ich habe keinen grünen Daumen. Sie verrecken eh nach kurzer Zeit und füllen dann nur unnötig die Biotonne. Dennoch fand ich das Konzept des Lernspiels Crazy Plant Shop so erheiternd, dass ich es mal ausprobieren wollte. Das Resümee vorab: Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich damals im Biologie-Unterricht nicht aufmerksamer war. Schließlich dreht sich in Crazy Plant Shop alles rund um die Mendelschen Regeln bezüglich der genetischen Weitervererbung von Merkmalen.
Als Jungbotaniker*In soll man Fantasie-Pflanzen – da wäre beispielsweise der Katzen-Kaktus ‘Catcus’, die Häschen-Zwiebel ‘Bunnyon’ und ähnliche Flora-Kalauer aus der Reste-Gemüsekiste – für die Kundschaft züchten, um Geld einzunehmen. Von diesem Geld können dann entweder neue Blumen-Arten oder aber Aufstufungen für das Geschäft erworben werden: Neue Verkaufstische, weitere oder auch verbesserte Kreuzungsmaschinen sowie eine höhere Laufgeschwindigkeit des Avatars. Das Ziel dabei ist es, innerhalb von zwei Wochen alle zwölf Pflanzenarten des Spiels im Sortiment zu führen.
Dieses Ziel zu erreichen, ist leider nicht besonders schwer. Der eigene Laden ist recht zügig auf das Maximum hin aufgestockt und sobald man einmal die grundlegende Mechanik des Spiels entdeckt hat – nämlich immer zwei identische Pflanzen einer Art zu besitzen, deren Gene je ein rezessives und ein dominantes Merkmal-Allel innehaben, damit aus diesen x-beliebige Ausformungen gekreuzt werden können -, ist alles nur noch ein stures Herumgeklicke. Aber das ist vermutlich auch genau der Punkt von Crazy Plant Shop: Es wurde als Lernspiel konzipiert, weniger als unterhaltsame Wirtschaftssimulation, wie man ebenfalls hätte vermuten können. Den eigenen Fokus jedoch setzt es konsequent um. So gibt es neben der spielerischen Lernphase auch ein reichhaltiges, leicht verständliches Stichwort-Lexikon zu den verwendeten Begriffe aus der Mendelschen Lehre.
Auch audiovisuell gab sich Filament Games alle Mühe, nicht zu ermüdend zu belehren. Sämtlichen Kund*Innen wurden mit einer eigenen Stimme Leben eingehaucht, die kleine Verkaufsbude wurde liebevoll gestaltet und den kuriosen Katzen-Blumen entfleucht ein kleines Miau-Geräusch, wenn sie auf einen Stand abgesetzt werden. So mag das Spiel seinen Preis von 4,99€ auf Steam nicht unbedingt wert sein (man könnte ja alternativ die kostenlose, scheinbar komplett identische Flash-Version testen), aber eigentlich macht es für ein bis zwei Stündchen recht viel Spaß – nur leider nicht für länger. Doch so niedrig wie der Wiederspielwert sein mag, so hoch ist hingegen die reale Lernkurve. Meine Bio-Klausur zum Thema Genetik hätte ich nach einer Runde Crazy Plant Shop jedenfalls mindestens mit einer 2+ abgeschlossen.