Hover!

Hover!

Gut gemachte Remakes sind toll, denn sie versüßen uns Erinnerungen an unsere Jugend, indem sie alte Spielideen mit frischer Grafik, Musik und Geräuschen in MP3-Qualität sowie zeitgemäßer Steuerung auffrischen. Besonders oft werden dabei Klassiker neu aufgelegt – Spiele, die zwar in die Geschichte eingegangen sind, an denen der Zahn der Zeit aber eben doch genagt hat. Vielleicht, weil Spiele aus den frühen Tagen der Polygongrafik nicht gerade augenfreundlich aussahen, oder weil wir Spieler inzwischen eben einfach eine intuitivere Steuerung gewohnt sind. All das wollte ich mir von der Seele schreiben, nur um jetzt festzustellen, dass ein Titel ganz sicher nie zu diesen Klassikern gehörte: Hover! – ein Spiel, das vor allem die enormen Multimedia-Fähigkeiten von Windows 95 unter Beweis stellen sollte. Natürlich in 3D! Das Solitär unter den Ego-Shootern.

Tatsächlich gibt es auch von Hover! jetzt ein Remake. Diesmal soll es nicht die Leistungsfähigkeit eines Betriebssystems unter Beweis stellen, dafür aber die des Internet Explorers. Nun halte ich es für selbstdarstellerisch, affektiert und pseudo-alternativ, sich in öffentlichen Blogs und Foren über Großkonzerne auszulassen. Wen wollte ich damit auch beeindrucken? Dennoch muss ich, völlig wertfrei, an dieser Stelle feststellen: Die Neuauflage von Hover! läuft in meinem Internet Explorer nicht, sie verlangt ein Update und ein Plugin. In Firefox funktioniert sie problemlos.

Das Spiel selbst gestaltet sich simpel: In einem futuristischen Gleiter schwebe ich durch futuristische Levels, die trotz moderner Grafik in ihrem Aufbau am ehesten an Doom erinnern. Den ersten Teil. Mein Ziel: Ich soll drei Flaggen sammeln, dann habe ich gewonnen und komme ins nächste Level. Dort muss ich die Prozedur wiederholen. Zwischendurch kann ich Power-Ups einsammeln, einige davon sind auch schlecht für mich, machen mich etwa langsamer oder nehmen mir sogar eins meiner Fähnchen wieder weg. Das macht aber nichts, denn ich habe offenbar eine geheime Insider-Strategie entdeckt: Einfach nicht auf die schauderhafte Grafik kucken, sondern auf die Karte am unteren Bildschirmrand. Dort sind alle Fähnchen übersichtlich eingezeichnet.

Es wäre Hover! vermutlich hoch anzurechnen, dass es einen Multiplayer-Modus besitzt, führte dieser Umstand nicht nur dazu, dass sich dann mehrere Spieler mit der gleichen frustrierenden Steuerung herumärgern dürfen. Natürlich schwebt das Hover!-Gefährt, spielerisch fühlt sich das aber eher an, als würde es rutschen – wie in einem nicht enden wollenden Eislevel. So wird jede Fahne langsam eingekreist, wie ein bereits totes Reh von einem blinden, tauben und anosmischen Jäger. Dann der Druck auf die Pfeiltaste! Triumph! Eigentlich wollte ich gar keinen Verriss schreiben. Deshalb höre ich jetzt auch auf.