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Bitte sprühen Sie hier: Sideway™ New York

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Playbrains Sideway™ New York ist ein stilistisch bestechender Plattformer — vor allem aber ein unfreiwilliges Statement darüber, wie viel Street Art, Hip Hop und Skaterkultur dem Kopfhörerhersteller und Sponsor des Spiels Skullcandy bedeuten. Nur so viel nämlich, wie es hilft, buntes Plastik zu verkaufen.

Gefangen in der Graffitidimension muss sich Sprayer Nox als zweidimensionales Street-Art-Element auf den Wänden einer Großstadt bewegen, Graffiti-Monster durch brutales Verprügeln mit dem Farbroller erledigen und zusammen mit einem optionalen Mitspieler ein vermutlich total klasse Mädchen retten.

Das Besondere daran: Graffiti-Elemente sind begehbar. Stößt Nox an etwas, was die Wand als freie Fläche unterbricht — ein Abwasserrohr etwa — muss auf eine andere Wand ausgewichen werden. Und das wirkt so beeindruckend wie desorientierend, wenn sich Wände mit Dächern abwechseln. Die sonst so stiefmütterlich behandelte Wandtextur wird zum zentralen Element. Spielerisch hingegen zeigt sich das Ganze eher traditionell und erinnert vor allem an Plattformer im Stil von Donkey Kong Country, steuert sich aber angenehm direkt –- als wären hier die Charaktere des Tank Girl und Gorillaz Designers Jamie Hewlett unterwegs.

Bloß, wo Spiele wie Jet Set Radio oder PaRappa the Rapper versuchen, der Kreativität von Street Art und Hip Hop durch das Spielprinzip selbst Rechnung zu tragen, sieht Sideway nur die bunte Oberfläche. Statt nach Lust und Laune zu taggen und graue Straßen in bunte Kunstwerke zu verwandeln, hält sich Nox an die Regeln. Er setzt Tags an Stellen, die mit Umrissen markiert sind, benutzt sie nicht als Selbstausdruck, sondern um die nächste Plattform zu erreichen. Jeder Farbklecks, den Nox mit Elan auf die Wandwelt sprüht, verblasst nach kürzester Zeit.

"Hallo, ich bin SEO-Experte für Skullcandy"Während es bei Street Art darum geht, ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu hinterlassen, lässt Nox alles so wie er es vorgefunden hat. Machtlos läuft er an den zahlreichen Skullcandy-Schriftzügen vorbei und sprüht seinen Namen mit maschinengenauer Präzision an Speicherpunkte, die bezeichnend mit “Spray” markiert sind. Bitte sprühen sie hier!

Die Endbosse hingegen, echte Sprayer. Sie haben die Spielwelt mit ihrer Kunst gestaltet, haben durch ihre Tags und Artworks die Wände der Stadt begehbar gemacht. Sie sind die Helden des Spiels, der Spieler ein Eindringling aus der Werbewelt.

Genauso wie für den Spielercharakter Graffiti nicht kreativer Ausdruck sondern Krücke ist, zeigt hier Sponsor Skullcandy, dass Street Art nur Mittel zum Zweck ist. Scheiß doch der Hund drauf, wofür der Mist steht, solange bunte Kopfhörer passend zum Outfit gekauft werden.

Sideway ist für PS3 und über Steam erhältlich.

3 Kommentare zu “Bitte sprühen Sie hier: Sideway™ New York”

  1. Fabu
    1

    Seltsame Vibrationen, mein Freund. Wenn man das so liest, kommt bei mir rüber, dass du das Spiel voll gerne voll gut finden würdest, es aber scheiße findest. Richtig?

  2. Dennis
    2

    Es hat mich total verwirrt! Vielleicht bin ich deswegen auch viel zu unfair dem Spiel gegenüber, Denn: als Jump’n’Run funktioniert es hervorragend, als Jump’n’Run mit Street Art Thema aber überhaupt nicht.

    Kann mal jemand Jörg Langer in den Kommentaren erscheinen lassen, damit er uns erklärt, wie man das jetzt in eine Wertung ausdrückt?^^

  3. Fabu
    3

    Hab’s mal gezogen. So.

Ein Trackback zu “Bitte sprühen Sie hier: Sideway™ New York”

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