Ludum Dare 22 – Alone


(Bild von @ExciteMike)

Hey, schon gehört? Notch hat in nur zwei Tagen ein neues Spiel entwickelt! Natürlich, das halbe Internet berichtet schließlich darüber. Dass Notch schon seit Jahren (sogar vor Minecraft) beim Ludum Dare mitmacht, und neben ihm nur 890 andere Indies ihre Kreationen eingereicht haben ist, äh, völlig unwichtig. Aber was beschwere ich mich, denn in unserem Sprachraum redet außer uns und Herrn Asamak sowieso niemand über derlei Indiegedöns. Genug gemeckert, dies soll kein Platz für Negatives sein.

Was Ludum Dare ist? Nun, Ludum Dare ist ein ziemlich großartiger, im Dreimonatsrhythmus stattfindender Spieleentwicklungswettkampf. 48 Stunden haben die Teilnehmer Zeit, basierend auf einem kurz vorher entschiedenen Thema ein Spiel zu entwickeln. Diverse Regeln erlauben dabei nachträgliches Bugfixen oder Portieren auf andere Plattformen, und verbieten das benutzen fremder Grafiken und Sounds. Alles muss selbstgemacht sein. Der parallel stattfindende 72-stündige Jam hebt allerdings einige dieser Regeln auf.

Das Thema diesmal, und ich freue mich wie verrückt, weil es eines der besten Themen für Videospiele überhaupt ist: Alone. Zeit, alle 891 Einreichungen durchzusehen, hat natürlich niemand, und ich bin mir sicher, dass spätestens sobald dieser Artikel online geht in diesem Heuhaufen der Indie-Geniestreich des Jahres entdeckt wird. Trotzdem, folgend ein Versuch einer Liste sehenswerter Spiele.


Minicraft – Markus “Notch” Persson

Damit wir es direkt hinter uns haben: Ja, Minicraft ist süß und auch abgesehen vom Popularitätsbonus irgendwie toll. Der Name ist hier Programm, da Persson laut eigener Aussage eh damit rechnete, dass sein Spiel mit Minecraft verglichen würde. In NES-Optik herumlaufen, Bäume zerhacken und Items basteln und natürlich den bösen Air Wizard umbringen, damit man auch endlich wirklich alleine ist.

Abandoned – Noel Berry

Abandoned ist einer meiner Favoriten. Ein einsamer Astronaut mit der Fähigkeit, mit seinem Greifhaken das komplette Level um sich herum zu rotieren. Das klingt kompliziert, ist aber eine wahnsinnig gute Idee und ermöglicht gegen Ende ziemlich clevere Puzzles. Noel arbeitet bereits an weiteren Levels und einem besseren Ende. AAAW YEEAAH.

Craequ – Jonathan Whiting

Kenner von Continuity bilden sich bei Jonathan Whitings Craequ schnell ein, den Dreh raus zu haben. Ähem. Die Blöcke stehen natürlich für die Räume und lassen sich verschieben, damit neue erreichbar werden. Was allerdings die genaue Aufgabe und das Spielziel ist, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Last Breath – deepnight

Süße Pixelhunde gehen immer, besonders wenn sie so stylish und liebevoll wie hier aussehen. Last Breath ist ein simpler, aber fordernder Plattformer mit einem Twist: Der Pixelhund wird nämlich von seinem bösen Schatten verfolgt, was vor allem Sackgassen stressig gestaltet. Sollte sich jeder einmal angesehen haben, und sei es nur wegen der tollen Optik.

Edit: Ha! Ich wusste doch, dass mir die Pixeloptik irgendwie bekannt vorkam. Appy 1000mg aus Ludum Dare #20 stammt ebenfalls von deepnight.

ROM CHECK FAIL WITHOUT A CAUSE – ExciteMike

Kein Teilnehmer der #LD48-Compo sondern nur des Jams, aber wegen der netten Idee trotzdem eine Erwähnung wert: ROM CHECK FAIL WITHOUT A CAUSE. Ein Mashup aus ROM CHECK FAIL und Pac-Man Without a Cause. Wie ROM CHECK FAIL also, nur ohne Gegner und daher sinnlos. Lasst mich, ich mag sowas.

Puppy Shelter – Stephen “increpare” Lavelle

Noch mehr “aaaw” hat Puppy Shelter. Der kurzweilige Puzzler ist zwar nicht sehr originell, dafür aber ein bisschen herzzerreißend. Und von Stephen Lavelle.

Enola – magnolia_fan

Ein interessanter, wenn auch mit seinen über 100MB ein wenig schwieriger Erkundungstrip aus dem Unreal Development Kit. Womöglich verbringt man hier länger mit dem Download als mit dem eigentlichen Spiel, lohnen tut sich die Reise trotzdem, allein der Atmosphäre wegen.

Unfinished World – markengley

Unfinished World fühlt sich tatsächlich ein bisschen unfertig an. Egal wie unfertig, ich bin fasziniert, wie effektiv das simple “Kampfsystem” Brutalität darstellt. Zwei farbige Pixel rammen ineinander, begleitet von einem einfachen Soundeffekt aus Bfxr, und es stellt sich sofort das Gefühl einer Prügelei ein. Am Ende sind alle Pixel verprügelt und man ist endlich allein. Der Satz gilt übrigens für alle Videospiele.

The Rescue – JoeDev_net

Ich bin mir nicht sicher, warum ich The Rescue in meine Bookmarks für diesen Artikel gepackt hatte. Vermutlich habe ich einfach eine Schwäche für pixelige Indie-Platformer. Erschießt mich.

Down A Well – Bennet Foddy

Bennet QWOP Foddy himself hat mitgemacht, Down A Well darf hier also nicht fehlen. In die Beschreibung setzte er nur ein “I’m sorry.”, für alle die (wie ich) es erst nach dem dritten Versuch kapierten. Wer es aus dem Brunnen schafft, bekommt ein Nacktfoto von Fabu.

Farrokh – Doktor Ace

Wundervolles One-Button-Game über Farrokh, eine auf dem Mond abgestürzte Katze, der langsam der Sauerstoff ausgeht. Leertaste gedrückt halten um zu beschleunigen, loslassen um über Hindernisse zu hüpfen. Im richtigen Moment (sobald die Fluchtgeschwindigkeit erreicht wurde) muss dann vom Mond gesprungen werden, wie das funktionieren soll, ist dann allerdings zu hoch für mein felines Gehirn… oh, ein Laserpointer!

Sleepwalker – LucaPavone

Zielgruppengerecht darf in dieser Liste natürlich kein Point-and-Click-Adventure fehlen. Sleepwalker handelt von einer schlaflosen Nacht in dem Haus, das dem Protagonisten von seinen Alkoholikereltern für seine Diplomarbeit übers Wochenende geliehen wurde. Alles wie im echten Leben also.

Nyan Nyan Stack – Hayden “dock” Scott-Baron

Unglaublich süßes Jump ‘n’ Run mit einer besonders tollen Farbpalette. Nyan Nyan Stack leiht sich den Yoshi-Doppelsprung aus Super Mario World und entwirft seine Levels um diese Mechanik (Item aufheben, in der Luft wieder wegwerfen, für einen zweiten Sprung) herum. Ich liebe ja die Laufanimation und die kleinen Schweine. Nyan!

Take care of the trees – Bryce Neal

Ein simples, leider ein wenig zu kurzes Roguelike mit zwei verschiedenen Enden. Was genau Neal mit Take care of the trees ausdrücken möchte, wird sich hier jeder selber zusammenreimen müssen, denke ich. Aber die Musik ist gut und das Spiel erstaunlich… fertig. Macht das Sinn? Vermutlich nicht.

The Word Alone – Matt Rix

Matt Rix kennen Spielefreunde mit iOS-Gerät vermutlich bereits durch seinen Puzzle-Hit Trainyard. Für dieses Ludum Dare hat Matt ein weiteres Puzzlespiel entwickelt. The Word Alone ist erstaunlich komplex, in dem Buchstabenspiel müssen so lange Wörter gebildet werden, bis nur noch Alone gebildet werden kann. Knifflig, aber definitiv fesselnd.

Relativity – Alex “crypticsea” Austin

Relativity bekam ich auf meiner bescheidenen Kiste leider beim besten Willen nicht zum Laufen, möchte es hier aber dennoch nicht unerwähnt lassen, alleine wegen der großartig hirnverknotenden Beschreibung in Alex’ Blog:

“[…] a 4D raycaster, the world is stored in a 4 dimensional voxel grid, as the ray moves though the spatial grid it also moves backward in the time dimension.”

… okay.

Incomitat – Hempuli

Locker das ehrgeizigste Projekt dieser Runde ist Incomitat. Vermutlich ist dieses Spiel angesichts der 48 Stunden schon zu ehrgeizig, und geht daran leider ein bisschen kaputt. Richtig Sinn machen die Abenteuer auf der Insel nicht, ein Boss existiert zwar, finden können habe ich ihn aber leider nicht. Trotzdem sehr beeindruckend und mit ein wenig mehr Arbeit durchaus solide. Hempuli hat übrigens seinen Entwicklungsprozess und einen Playthrough in einem Zeitraffervideo festgehalten.

Step Off – intmain

Das beste zum Schluss: Step Off ist mein absoluter Favorit diesmal. Richtig begründen kann ich das nicht, ich vermute aber eine Kombination aus der tollen Idee zum Thema, der Pixelkunst, und dem Humor. Step Off trifft bei mir einfach genau den richtigen Nerv, und ich wünsche mir gerade nichts lieber als eine Umsetzung auf iOS. Ich verleihe hiermit den goldenen Supervoxel Underdog-Award 2011. Smiley.

Ludum Dare 22 fuck yeah!

Man sollte meinen, das Prinzip würde irgendwann langweilig, oder wenigstens an seiner Größe scheitern. Das Gegenteil ist der Fall, Ludum Dare hat Teilnehmer (und Aufmerksamkeit) wie nie zuvor, nicht zuletzt wegen der partizipierenden Indiegamesprominenz. Und dann ist pünktlich zur nächsten Runde im April auch noch zehnjähriges Jubiläum.

Ich für meinen Teil sehe das als Indikator der steigenden Popularität der Indie-Szene und freue mich über hunderte quelloffene Spiele, die obendrein alle gratis spielbar sind. Letzteres ist wichtig und wird oft (insbesondere durch die aktuelle Welle an Freemium-Games) unterschätzt. Entstanden sind die Spiele hier nämlich aus reinem Spaß an der Spieleentwicklung, aus Liebe zum Medium heraus. Das Verzeichnis ist eine wahre Goldgrube und ich kann jedem nur empfehlen, sich einmal wahllos dort durch die Einreichungen geklickt zu haben.

Außerdem sehenswert: Das Postmortem im Blog von Wolfire Games und Chevy Ray’s Liste an Flashpunk-basierten Titeln.

Wir sehen uns in drei Monaten.