“You can only use a tool for 10 seconds until it vanishes and becomes a feather.”

Es gibt viel zu wenige Spiele mit klischeehaften Wikingern! Mordende, brandschatzende Typen mit Hörnerhelmen, die plündernd über die Weltmeere ziehen. (Die ideale Wikinger-Simulation stelle ich mir wie eine Mischung aus Skyrim und Pirates vor). Der Ludum Dare-Beitrag Thorvald von Brad Holcombe und Johannes Jensen spielt sich stattdessen eher wie ein stark zusammengedampftes The Legend of Zelda. Ohne Gegner und ohne Rätsel, dafür aber mit ganz vielen Abkürzungen.

Eigentlich geht es in Thorvald nur darum, die Natur aus dem Weg zu räumen: Steine, Büsche, Holzstämme. Jedes dieser kästchengroßen Hindernisse kann der Spieler mit einem spezifischen Gegenstand verschwinden lassen, Büsche reagieren beispielsweise allergisch auf Fackeln. Dummerweise hält jedes dieser Hilfsmittel aber nur zehn Sekunden, danach verwandelt es sich aus unerfindlichen Gründen in eine Feder, die sanft zu Boden schwebt und fortan keine Rolle mehr spielt. Wer am nördlichen Rand der Spielwelt angelangt ist, hat das Spiel auch schon bezwungen – bis es soweit ist, vergehen rund fünf Minuten.

Wie die Entwickler schreiben, hätte Thorvald eigentlich ein bisschen anders aussehen sollen: Ursprünglich war geplant, den Spieler nur zehn Sekunden leben zu lassen – jeder kleine Comic-Wikinger wäre dafür verantwortlich gewesen, den Weg für seinen Nachfolger ein bisschen einfacher zu machen. In Testdurchläufen habe sich diese Version des Spiels wohl aber als zu nervtötend erwiesen. Schade eigentlich, denn in seinem jetzigen Stadium zeigt sich Thorvald zwar optisch poliert, verschenkt aber dafür jede Menge Gameplay-Potenzial.

Sollten Holcombe und Jensen die Zeit finden, sich im Nachgang zu Ludum Dare dem Spiel noch einmal zu widmen, würde ich auf jeden Fall einen zweiten Blick riskieren. Ein paar Rätsel, ein bisschen Charakterentwicklung und vielleicht der ein oder andere Endboss könnten Wunder wirken. Außerdem wünsche ich mir selbstredend Drachenboote, Plünderei und Gelage mit Honigwein. Skål!