Eisfüchse heißen in Japan Kitsune und gelten als Vertraute der Shintō-Göttin Inari, verantwortlich für Fruchtbarkeit, Reis und – da schließt sich der Kreis – Füchse. Viele Sagen ranken sich um diese Füchse. Darin haben sie unter anderem die Fähigkeit, die Gestalt von anderen Tieren oder Menschen anzunehmen, sie bringen Unheil und Glück, als eine Art japanische Succubi heiraten sie in der Gestalt bildhübscher junger Frauen naive Männer und lassen diese dann mit den gemeinsamen Kindern zurück, sobald sie merken, mit einem Fuchs verheiratet zu sein. Derlei Sauereien muss der Spieler in Kitsuni glücklicherweise nicht verbrechen. Der Ludum Dare-Beitrag des britischen Indie-Studios Second Dimension Games dreht sich stattdessen um surreale Rätsel und die Erforschung eines Waldes im Winter.

Ganz ohne Bezug zur japanischen Mythologie kommt Kitsuni dann aber doch nicht aus. Als kleiner Eisfuchs hat der Spieler die Fähigkeit, die Kontrolle über andere Tiere im Wald zu übernehmen, wobei viele von ihnen spezielle Fähigkeiten mitbringen. Während Hasen in der Lage sind, mit ihren kräftigen Kickbox-Beinen Gegenstände durch die wunderschön gestaltete Schneelandschaft zu treten, haben etwa Eulen einen Röntgenblick und enttarnen nützliche Hinweise. Die Hauptaufgabe ist es dabei, einige Kristalle zu einer geheimnisvollen Vorrichtung im Zentrum des Waldes zu transportieren – eben dafür sind besagte Spezialfähigkeiten der Wildtiere des Waldes nötig. Nur der kleine Hase kommt an einen bestimmten Kristall heran, nur die mächtige Schildkröte kann besonders schwere Hindernisse aus dem Weg räumen.

Die Rätsel in Kitsuni sind bisweilen knackig – der tolle Grafikstil entschädigt dafür aber allemal. Wer sein Hirnschmalz nicht in Bewegung versetzen und nur den künstlerischen Wert des Spiels genießen will, kann zudem auf eine Komplettlösung zurückgreifen, die die Entwickler zur Verfügung stellen. Kitsune würden darauf freilich nicht zurückgreifen. Sie mögen bisweilen bösartig sein, eiskalte Killer gar, aber sie sind ehrgeizig. Mein Maß an Kitsune-Eigenschaften hält sich übrigens in Grenzen.