Ludum Dare 29: The Sun And Moon
Als Kind besaß ich einen Wellensittich, der sich für eine Fledermaus hielt. Statt sich, wie sein Artgenosse im selben Käfig, zum Schlafen einfach auf seine Schaukel zu setzen, klemmte er sich mit den Beinen an die Käfigdecke und schlief kopfüber. Während meine Eltern den Verdacht hegten, er könnte an einer Verhaltensstörung leiden, war ich stets davon überzeugt, dass er sich insgeheim für experimentelle Physik interessierte und zwanghaft versuchte, die Schwerkraft umzukehren. Wie sich sein Dasein angefühlt haben muss, kann ich nun dank Daniel Linssen (Busy Busy Beaver, Javel-ein) im Ansatz nachvollziehen. Sein Ludum Dare-Beitrag The Sun And Moon ist ein Puzzler, in dem Zonen mit wechselnder Schwerkraft eine entscheidende Rolle spielen.
In einer 2D-Landschaft übernimmt der Spieler dabei die Kontrolle über eine pulsierende Kugel mit Augen. Nun gilt es, sämtliche anderen Kugeln im Level einzusammeln, bevor schließlich ein Warptunnel den Weg ins nächste Level öffnet. Eine Spezialfähigkeit erlaubt es dabei, Wände und den Boden zu durchdringen. Allerdings: Sobald sich die Spielerkugel dort befindet, kehrt sich die Schwerkraft um. In der Konsequenz fliegt die Kugel nach oben. So kommt es in jedem Level darauf an, dass Fallen nach oben und nach unten geschickt auszunutzen.
The Sun And Moon ist nicht der erste Titel, der mit Veränderungen der Schwerkraft spielt. Dennoch erzeugt David Linssens Ludum Dare-Beitrag ein ganz besonderes Spielgefühl. Das Eintauchen in feste Materie, das Taumeln zum oberen Bildschirmrand und das erneute Fallen nach unten – all das fühlt sich so geschmeidig, so nachvollziehbar und gleichzeitig so schwer kontrollierbar an, wie ein Wasserball im Schwimmbad. Nicht zuletzt deshalb belegte das Spiel beim 48-Stunden-Wettbewerb von Ludum Dare 29 den ersten Platz.