Ludum Dare 30: Glass Heart Empire

Glass Heart Empire

Im Jahr 1957 wurde der Physiker Hugh Everett in der Naturwissenschaftler-Szene durch seine Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik bekannt. Das Konzept kennen wir heute als Parallelwelt-Theorie. Demnach existieren neben unserer Welt unendlich viele weitere, in denen die Dinge teils geringfügig, teils grundsätzlich anders ablaufen. Alles, was irgendwie möglich ist, geschieht auch, nur eben nicht hier, sondern in einer Parallelwelt.

In jenem Moment, in dem ich beschloss, diesen Artikel zu schreiben, haben sich von unserem Universum unendlich viele weitere abgespalten. In einem schreibe ich den Artikel jetzt nicht, sondern kratze mich ausführlich am Kopf. In einem weiteren schreibe ich den gleichen Artikel, aber nicht für Superlevel, sondern für Jörg Langers GamersGlobal. In einem dritten denke ich gar nicht an den Artikel, sondern gehe einkaufen, werde dabei aber von wütenden Ninjas angegriffen, die meine Gliedmaßen abhacken und meinen Torso mit obszönen Piktogrammen beschmieren. Alles ist möglich, alles existiert. Gerade bei letztgenanntem Beispiel ist es aber ganz schön, dass wir keinen Zugang zu diesen Welten haben. Anders ist das in Steven Collings Ludum Dare-Beitrag Glass Heart Empire. Hier vereinen sich alle Parallelwelten – wenn auch erst im Tod.

Glass Heart Empire ist ein rundenbasiertes Roguelike. Pro Runde stehen eine bestimmte Anzahl von Aktionen zur Verfügung, die meistens genutzt werden um zu laufen oder Gegner anzugreifen. Dabei gibt es Erfahrungspunkte, die nach dem Ableben in die Fähigkeiten der Spielfigur investiert werden können: bessere Rüstung, höherer Angriffswert, mehr Aktionspunkte. Danach beginnt das Spiel gestärkt von vorn. Allerdings ist die Leiche der Spielfigur nicht weg, sondern taucht in allen anderen laufenden Instanzen von Glass Heart Empire auf. Das führt in der Konsequenz dazu, dass bereits in den ersten Räumen des Spiels einige tote Markusse herumliegen, die nun von Spielern auf aller Welt nach Herzenslust geplündert werden können. Ein seltsames Gefühl. Tröstlich, dass ich in der Realität immer in dieser Welt verbleibe. Mögen mich nach meinem Ableben die Würmer holen.