Ludum Dare 30: Orange
Alles, das von dem abweicht, was wir als vertraut empfinden, nehmen wir als fremd wahr. Das kann sich auf unbekannte Gerüche oder Geschmäcker beziehen, unglückseligerweise jedoch auch auf andere Menschen. Menschen können aus verschiedenen Gründen als fremd wahrgenommen werden – aufgrund ihrer Hautfarbe etwa, ihrer Sexualität, Ethnizität, Religion oder schlichtweg weil sie Linkshänder sind oder zu große Füße haben. Nicht selten werden sie dann ausgegrenzt. Genau so geht es auch der Protagonistin in Joep Abens Ludum Dare-Beitrag Orange. Im Gegensatz zum großen Teil ihres sozialen Umfelds ist sie orange.
Ihre Andersartigkeit sorgt dabei nicht nur dafür, dass sie ausgegrenzt wird. Es passiert durchaus auch, dass sie auf Menschen trifft, die bereit sind, sie zu akzeptieren – zumindest, solange sie sich nicht orange benimmt. Wieder andere verwenden „orange“ zwar als Schimpfwort, entschuldigen sich in Gegenwart der Protagonistin dafür aber förmlich. Der Bürgermeister im Dorf scheut sich dagegen nicht, die Fremdheit der Hauptfigur auszunutzen. Weil sie orange ist, ist sie entbehrlich – das macht sie zur idealen Person für die gefährliche Suche nach einem Artefakt, das sich in einem alten Tempel befindet.
Bei aller Gesellschaftskritik spielt sich Orange dabei wie ein klassisches 8-bit-Abenteuer. Zur Steuerung braucht es zunächst nur die Cursortasten, später auch die Leertaste. Letztere aktiviert nämlich das Artefakt, das tatsächlich in besagtem Tempel verborgen liegt. Selbiges führt in Orange nicht nur eine neue Spielmechanik ein, sondern offenbart auch die wohl größte Lehre des Spiels. Letztlich kommt es auf unsere Wahrnehmung nicht an.