Monument Valley: In perfekter Harmonie
“Alles fließt.” sagte schon Heraklit vor über 2.000 Jahren und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Heraklit Monument Valley bereits kannte oder damit vorhersagte. Für mich war das Erlebnis des Fließenden das alles überragende Gefühl während der kurzen, aber eindrucksvollen Spielzeit mit Monument Valley.
Das grundlegende Spielprinzip ist schnell erklärt: Wir bewegen eine kleine Prinzessin durch eine in Level aufgeteilte Spielwelt, die so bezaubernd, wie irreführend zugleich ist. Der Ausdruck “von M.C. Escher inspiriert” wäre dabei nur ein niedlicher Euphemismus für “in den Grundstrukturen aus den Zeichnungen Eschers direkt nachgebaut”. Spiele, die sich von Eschers Verwirrungen mit den Perspektiven inspirieren ließen, gibt es zur Zeit wie Sand am Meer. Für Freunde des gepflegten Mindfucks bietet sich dort beispielsweise Antichamber an, die harmlosere Variante lässt sich bei Oquonie finden, selbstverständlich darf FEZ in dieser Reihe nicht fehlen und Echochrome war wohl der deutlichste Nutznießer von der Popularität eines M.C. Escher.
Doch dieses Spiel braucht im Grunde genommen keinen Verweis auf einen berühmten Künstler, keinen Hinweis auf sozialkritische Momente oder auf die Konstruktion menschlicher Wahrnehmung. Dieses Spiel kann und darf völlig für sich alleine stehen und das tut es perfekt. Es entführt mich als Spielerin in eine so zauberhafte Welt, so geschickt und unmerklich, dass jegliche Verweise nach draußen, vom eigentlichen Spiel weg, nur unnötig ablenken. Monument Valley ist so einfach wie wundervoll.
Jedes neue Spielelement wird subtil an mich herangeführt, nie fühle ich mich in der Rolle eines Schülers, sondern stets als gestaltende Person und Nutznießerin der Atmosphäre. Die Anwendung meines neuen Wissens folgt auf dem Fuße. Noch ehe ich mich an meinen neuen Fähigkeiten erfreuen kann, schwimme ich im Spielfluss weiter und die nächste wundervolle Welt empfängt mich. Nie wiederholend, nie schwer, sondern nur entspannend. Monument Valley ist ein kleiner Mikrokosmos, in dem alles aufeinander aufbaut und der nie langweilig wird. Auch die Klangwelt, die mir die sphärische Musik eröffnet, passt perfekt ins Bild. Die Kürze des Spieles ist ein weiteres Merkmal, das diesen Titel so besonders macht: Nichts wirkt überflüssig, nichts gestreckt, künstlich in die Länge gezogen oder übertrieben. Alles ist so, wie es sein soll.
Vergesst alles, was ihr darüber gelesen oder gehört habt, vergesst diesen Text, entspannt euch auf dem Sofa oder anderen Herumliegtextilien und spielt Monument Valley. Euer Harmonieempfinden wird es euch auf ewig danken.