Was reimt sich auf kurz? Schnurz.
Als ich vor etwa einem Jahr die ersten Bewegtbilder zu Murder sah, gefiel mir die Vorstellung von einem Cyperpunk-Adventure, das sowohl inhaltlich als auch audiovisuell von Blade Runner inspiriert schien. Außerdem stellte der Entwickler Peter Moorhead bereits mit Stranded sein Talent unter Beweis.
Murder stellt sich als futuristische Kurzgeschichte vor, in der man in der Rolle der Lieutenant Motomeru Minori mit einem mysteriösen Fall betraut wird. Regen, Rauschen, Schüsse — unterlegt mit atmosphärischen Synthieklängen. Zwei imaginäre Kippen und schätzungsweise 100 Klicks später läuft der Abspann über den Bildschirm. Meine Stirn legt sich in Falten. Das war’s? Ich bin verwirrt. Meine Verwunderung gilt nicht der kurzen Spielzeit von 20-25 Minuten, sondern einer Geschichte über Moral und Empfindung, die mich relativ kalt und am Ende im Regen stehen lässt. Murder fühlt sich an wie die Fragmente der Introsequenz eines verheißungsvollen Adventures. Doch wo ist der Rest? Darauf habe ich jetzt ein Jahr gewartet?
Kein Inventar? Kein Problem. Keine Rätsel? Kein Problem. Kaum Interaktion? Kein Problem. Aber Murder ist zu linear, statisch und prätentiös, um mehr zu sein als der gescheiterte Versuch eines talentierten Indie-Entwicklers.
Die Kritik an Murder zieht weite Kreise. Nachdem Jim Sterling in seinem Let’s Play über das Spiel herzog, wurde Peter Moorhead vom Internet-Moloch attackiert und parallel machten zahlreiche Käufer von Steams Refund-Service Gebrauch. Sprich: Sie forderten ihr Geld zurück. Moorhead äußerte sich diesbezüglich sehr kritisch, was ich durchaus nachvollziehen kann, da die Länge eines Spiels erstmal nichts über dessen Qualität aussagt.
“Sie können eine Rückerstattung für nahezu jeden Einkauf auf Steam auslösen. […] Vielleicht haben Sie ein Spiel nur für eine Stunde gespielt und mochten es nicht.”
— steampowered.com
Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass diese Klausel für Indiegames mit einer Spieldauer von unter einer Stunde einer Überarbeitung bedarf. Wir müssen auch nicht darüber diskutieren, dass Jim Sterling manchmal über die Stränge schlägt. Peter Moorheads Frustration wuchs ihm über den Kopf, woraufhin er nun eine Auszeit nimmt und sich mit Dingen beschäftigt, die keine Hass-Mails nach sich ziehen. Ich wünschte, ich könnte aus Solidarität eine Kaufempfehlung für Murder aussprechen, aber Sympathie allein reicht leider nicht aus, um die Schwächen zu kaschieren.