Space Story: Pitiri 1977
Wäre Daisuke „Pixel“ Amayas Cave Story im Westen entstanden, es hätte ein wenig mehr wie Pitiri 1977 von Ilikescifi bzw. Jürgen Brunner aussehen können. Mit viel Charme, aber auch einigen Problemen, ist Pitiri 1977 ein durchaus beachtliches Projekt eines bisher kaum bekannten Entwicklers.
Es ist 1977, Led Zeppelin scheppern blechern aus dem Radio und der kleine Bruder wird vom Weltraumtentakelmonster entführt. Der Protagonist hüpft mit Doppelsprüngen los, um den Bruder aus Alienhändern zu befreien.
Dazu muss eine verlassene Raumstation erkundet, mit Robotern interagiert und — am wichtigsten — neue Fähigkeiten gelernt werden, mit denen der kleine Junge seinen Körper auf Tastendruck über ein kreisförmiges Menü zum Beispiel in einen Feuerball oder eine Kugel verwandelt, um (leichte) Physikpuzzles zu lösen.
Pitiri 1977 ist in gewisser Weise ein Gegenpol zu Playdeads Limbo. Wo in Limbo Kälte und Leere herrscht, bleibt Pitiri warm, pastellfarben und (fast) immer freundlich. Ein Abschnitt zu Anfang des Spiels kokettiert sogar sehr bewusst mit Limbos bedrückender Schwarz/Weiß-Ästhetik bevor es gewohnt knuffig weiter geht.
In der Feuerform verbrennt man dann Sträucher über Ventilatoren, um in der Levitationsform geschmeidig durch Lüftungsschächte zu gleiten und schließlich in der Steinform einen Baumstamm beiseite zu schubsen.
Das Problem des fluffigen Pastelstils ist allerdings, dass sich Pitiri, ähnlich wie in Alientraps Capsized zu locker anfühlt und zu Glitches neigt (der aktuelle Patch hilft da eventuell), was in den engen Gängen und meist kleinen Räumen nicht gut zur Geltung kommt.
Die Phyisik als spieltragendes Element ist damit etwas zu unberrechenbar, das Erkunden des Raumschiffs an sich aber zu kurz, um das vergessen zu lassen. Und dann wird der niedliche Plot auch noch mit einem Bossgegner zum Abschluss gebracht, der mich dazu gebracht hat 4 mal in die Tastatur zu beißen, bevor ein wundervoll zurückhaltender Abschluss ein bisschen an Boden wiedergutmachen konnte.
Die äußerst interessante Kernmechanik des Gestaltwechselns zum Rätsellösen verdient Aufmerksamkeit, ebenso wie Jürgen Brunners fantastisches visuelles Design und Gefühl für kindliche Freude am Entdecken. Kleine Details stören in Pitiri 1977 den Gesamteindruck, machen mich aber umso gespannter darauf, was als nächstes kommt für Ilikescifi.