Point Perfect: Aus die Maus
Als wir noch in die achte Klasse gingen, zeigte mir mein Freund Lenni nach der Schule ein Programm, mit dem man die Bewegungen und Interaktionen des Mauszeigers aufnehmen und später wiedergeben konnte. Da unser gemeinsamer Buddy Stefan zu jener Zeit leidenschaftlicher Trekkie war, verabredeten wir uns einen Tag später alle zusammen und zeigten ihm den vermeintlich ersten sprachgesteuerten Heimcomputer, der sich bedienen ließ, wie jener der USS Enterprise. Durch ein Mikrofon erteilten wir ihm Befehle, wie »Computer: Explorer öffnen!« oder »Computer: Starte Minesweeper!«, was dieser dank der zuvor aufgenommenen Mausbewegungen auch prompt erledigte. Stefan quiekte vor Freude und Erstaunen und probierte es anschließend selbst aus, natürlich ohne vergleichbaren Erfolg. Uns taten die Bäuche vor Lachen weh, bis wir endlich wieder die notwendige Luft hatten, um ihn über unseren Scherz aufzuklären. Nun beweist Point Perfect, dass man auch auf ganz andere Art Spaß mit seinem Mauscursor haben kann.
Dieser spielt in dem sehr reduzierten 8-Bit-Arcadespiel nämlich die unangefochtene Hauptrolle. Mit ihm markiert man feindliche Aliens und Raumschiffe, weicht Asteroiden aus, hangelt sich wie beim Heißen Draht an Linien entlang und spielt bisweilen Pong oder Baseball in völlig neuem Gewand. Was simpel klingt, stellt sich aber als unerbittlich schwer heraus, weil schon die kleinste Berührung mit einem feindlichen Objekt das Scheitern bedeutet. Zu Beginn kann man deshalb einen von vier Boni auswählen, von denen ich dringend die zwei Extraleben empfehlen würde, bis man endlich den Dreh raus hat. Dann bekommt man vielleicht auch einen der aberwitzigen Bossgegner zu Gesicht, die noch einmal ein besonderes Maß an wahlweise großem Geschick oder enormer Frustresistenz erfordern.
Die nahezu unvermeidbaren eigenen Fehlschläge fühlen sich umso bitterer an, wenn sich das Spiel neben der »Game Over«-Einblendung auch noch über das gezeigte Unvermögen lustig macht. Kann man bei menschlichen Gegnern den Trash-Talk über fehlenden Skill noch erwidern, muss man sich dem Hohn des Spiels leider voll und ganz ergeben. Tröstend wirkt dabei der sehr gelungene Soundtrack, der ähnlich wie bei Shovel Knight ein perfektes Retrofeeling schafft. Wer sich nun noch nicht sicher ist, ob ihm Point Perfect gefallen könnte, der kann ja einmal probieren, seine Desktop-Symbole so zu markieren, dass er keines davon berührt. Ich überlege solange, ob ich Stefan als kleine Wiedergutmachung eine Kopie des Spiels zukommen lasse.