Quest of Dungeons: Das erste Casual-Roguelike der Welt
Neben meinem blau leuchtenden Proleten-Desktop-PC besitze ich auch ein Notebook. Ich nutze es eher selten — und wenn, dann hauptsächlich, um im Bett zu meiner Erheiterung YouTube-Videos von irren Verschwörungstheoretikern zu konsumieren. Das entspannt mich und fühlt sich an, als würde ich eine Waschmaschine, eine Lavalampe oder ein Aquarium mit Seepferdchen beobachten. Seit kurzem sehe ich diese Videos nicht mehr nur im Bett – stattdessen stelle ich mein Notebook neben meinen anderen PC und lasse sie laufen, während ich Quest of Dungeons spiele. Der Grund: Das Spiel macht zwar Spaß, es beansprucht aber nur einen Bruchteil meiner Aufmerksamkeit.
Quest of Dungeons ist ein klassisches Roguelike ohne Verzierungen, kunstvollen Details oder Gameplay-Neuerungen. Als Spieler übernehme ich die Rolle über einen Kämpfer (Magier, Bogenschütze oder Schamane) und begebe mich in die Untiefen eines zufallsgenerierten Dungeons. Dort warten erwartbarerweise jede Menge Monster, die bei ihrem Ableben Gegenstände fallen lassen: Tränke, Rüstungsteile, Nahrung. Das Spiel basiert auf Runden. Bewege ich mich, bewegen sich auch meine Gegner. Auf ein allzu komplexes Rollenspielregelwerk verzichtete Entwickler David Amador dabei: Ein Klick (oder eine Berührung des iOS-Geräts) sorgt für den Gang von A nach B oder den Angriff auf einen Feind. Fertig.
Diese zwar nicht neue, aber ungebrochen eingängige Mechanik verursacht dreierlei. Erstens: Quest of Dungeons spielt sich nebenher, mit einer Hand, gewissermaßen wie eine Murmel, die per Faden mit einem Becher verbunden ist. Zweitens: Quest of Dungeons produziert schnell Erfolgserlebnisse, denn eine neue Rüstung ist schnell gefunden, ein neues Schwert flink zum Einsatz gebracht. Drittens: Quest of Dungeons wird schnell eintönig und fühlt sich an wie Arbeit. Wie bei Roguelikes üblich, bedeutet ein Ableben den kompletten Neubeginn, und einen vollständig neu generierten Dungeon, zweite Chancen gibt es nicht. Es kommt also auf äußerste Sorgfalt an. Ich muss dem Spiel jeweils genau so viel Hirnschmalz widmen, dass ich mich nicht verklicke, aber gleichzeitig nicht zu viel, um mich zu langweilen. Ein Balanceakt im Kopf.
Gut, dass ich nach dem vierten oder fünften Neustart dann doch Gameplay-Variationen feststelle. Die Charaktere spielen sich nämlich durchaus unterschiedlich. Am anspruchsvollsten ist der von mir sonst so geliebte Kämpfer, denn er verliert im Nahkampf beständig Lebensenergie, während sich die drei anderen Figuren durch behutsames Vorgehen durchaus auf sicherer Distanz zu den Gegnern halten lassen. Er ist damit leider aber auch die einzige größere Herausforderung des Spiels, denn wer vorsichtig und konzentriert spielt, wird es mit jedem der anderen Klassen innerhalb von zwei bis drei Stunden schaffen, den letzten Boss zu besiegen.
Ich habe Quest of Dungeons nur auf dem PC gespielt. Wer ein iPad nutzt, wird sicher auf den zweiten Monitor und die Verschwörungstheoretikervideos verzichten können. An Bushaltestellen, in Zügen, beim Motörhead-Konzert, am Golfplatz oder im Zigarrenclub können schöngeistige Roguelike-Liebhaber ohnehin nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit dem Spiel widmen. Für jene Zeitgenossen ist Quest of Dungeons ein tolles Spiel – Permadeath wird casual. Freunde von Dark Souls sollten dagegen eher bei ihren Leisten bleiben, wie der sprichwörtliche Schuster.