Random Encounters: You Must be 18 or Older to Enter

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Schritte im Flur, die Tür fällt zu. Langsam fährt das Auto über den Kiesweg und durch die Einfahrt, das Motorgeräusch wird leiser. Sie sind weg, endlich. Ich halte den Atem an, schaue wieder und wieder unsicher aus dem Fenster. Nach minutenlangem Ausharren schleiche ich langsam die knarzenden Treppen hinauf, öffne vorsichtig die Zimmertür und steuere, nach einem letzten prüfenden Blick über meine Schulter, zielstrebig auf den Computer zu. Der Lüfter surrt. Das Modem fiept. Ich öffne den Browser, bewege meine zitternden Finger über die Tastatur. “You Must be 18 or Older to Enter”, heißt es auf dem flimmernden Monitor. Ich bin längst noch nicht 18. Und bestätige.

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You Must be 18 or Older to Enter erinnert an jene Tage einer noch smartphonefreien Zeit, als die ersten neugierigen Gedanken an Sex aufkamen und unbedingt befriedigt werden wollten, egal wie. Kaum genügte der Gerüchteaustausch auf dem Schulhof nicht mehr, wartete man auf die erstbeste Gelegenheit, sich an den Arbeitsrechner der Eltern zu schleichen und sich endlich diese mysteriöse, verruchte Welt zu eröffnen, die einem bisher verborgen blieb. Schwitzend schaltete man den viel zu lauten PC an und wartete zum Zerreissen gespannt darauf, dass sich endlich die ersten Bilder Stück für Stück für Stück auf dem Bildschirm aufbauten. Überall lockten Links zu komischen Begriffen, von denen man noch nie gehört hatte. Klick. Klick. Klick. Igitt.

Wirklich befriedigend waren diese kurzen Ausflüge in verbotene Sphären eher selten, nicht nur wegen der noch unterentwickelten Libido, sondern vor allem aufgrund der ständigen Bedrohung durch die früher oder später heimkehrenden Eltern. Jedes Geräusch war ein Warnsignal, man fühlte sich konstant beobachtet.

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Dem kurzen Point’n’Click-Spiel gelingt es ausgezeichnet, diese Melange aus Faszination und Paranoia abzubilden und ausgewählte Szenen aus der Vergangenheit wachzurufen. Dazu trägt im Besonderen das Sounddesign bei, das sehr sparsam zum Einsatz kommt und nur einige, wichtige Akzente setzt, allen voran durch die authentischen Geräusche der nun veralteten Technik. Ebenso viel Sorgfalt ist in den Aufbau der Webseite geflossen, die trotz abstrakter ASCII-Grafik zum vertrauten Abbild der einen, ersten Pornoseite aus der eigenen Erinnerung wird. Dass man die Motive des pornösen Materials teilweise nur erahnen kann, passt zur kindlichen Wahrnehmung von Sex. Was machen die da bloß? Gefällt mir das? Was ist eigentlich Scat Se…

…und plötzlich fährt draußen ein Auto vor. Oh Gott. Ohgottohgottohgott.

Oh sch–