Als Maniac Mansion 1987 erschien und kurz darauf als Raubkopie im Diskettenlaufwerk meines besten Freundes landete, geriet meine dreizehnjährige Welt aus den Fugen. Ich war zu dem Zeitpunkt zwar schon einige fantastische Spiele gewohnt, doch was uns da aus dem kleinen Fernseher anstrahlte, brannte sich als prägendes Erlebnis in mein Videospielgedächtnis ein. (…)
Mainlining: Hackordnung
Sony weiß es, Hillary Clinton und John Podesta wissen es erst recht: Mit den richtigen Fähigkeiten kann ein einzelner Hacker oder eine kleine Gruppe enorm viel Schaden anrichten. Das zu verhindern ist das Spielziel in Mainlining, dem zu Teilen über Kickstarter finanzierten Point’n’Click-Adventure des englischen Entwicklers Rebelephant. Der Titel des Spiels ist gleichzeitig auch der Name meines wichtigsten Werkzeugs, das ich zusammen mit anderen gängigen Anwendungen wie einem Browser und einem Mailprogramm auf dem virtuellen Desktop wiederfinde. (…)
Kathy Rain: Das Böse lauert in den Wäldern
„Nostalgia is when you want things to stay the same.“ – Jeanne Moreau
Nostalgie spielt in der gegenwärtigen Medienlandschaft immer wieder eine sehr große Rolle. Überall lockt man die Spielergemeinde mit dutzenden Neu- und Sonderauflagen altbekannter und liebgewonnener Titel oder bedient sich (mehr oder weniger) geschickt der Konzepte, die Jugendliche prägten, als sie die Welt der digitalen Unterhaltung zum ersten Mal für sich entdeckten. (…)
Batman – The Telltale Series: Nananananot good?
Es ist eigentlich einfach: ich mag Batman und ich schaue gern Batman-Filme. Daher habe ich mich auf den aktuellen interaktiven Fil- oh, ich meine: das aktuelle Spiel von Telltale Games natürlich gefreut. Aber manchmal sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Gerade in Gotham kann die Nacht sehr lang und grausam sein. (…)
Random Encounters: You Must be 18 or Older to Enter
Schritte im Flur, die Tür fällt zu. Langsam fährt das Auto über den Kiesweg und durch die Einfahrt, das Motorgeräusch wird leiser. Sie sind weg, endlich. Ich halte den Atem an, schaue wieder und wieder unsicher aus dem Fenster. Nach minutenlangem Ausharren schleiche ich langsam die knarzenden Treppen hinauf, öffne vorsichtig die Zimmertür und steuere, nach einem letzten prüfenden Blick über meine Schulter, zielstrebig auf den Computer zu. (…)
Fragments of Him: Der Sinn des Lebens in Grau
In dem Ludum-Dare-Kind Fragments of Him von Sassybot durchlebe ich mittels Point-and-Click die Momentaufnahmen eines Lebens, dessen Ende ich bereits in den ersten Minuten des Spiels beiwohne. Zum ersten Mal geht es in einem Spiel, das ich gespielt habe, nicht darum, was meinen Charakter und mich erwartet, sondern ausschließlich darum, wo er herkam. (…)
Day of the Tentacle Remastered: Zeitreise in der Videospielgeschichte
Wenn man einen Spieleklassiker wie Day of the Tentacle überarbeitet und neuveröffentlicht, kann man damit zwei Gruppen ansprechen wollen: jene, die damals bereits das Spiel liebten und ihre Sentimentalität mit einer den modernen Standards weitmöglichst angepassten Version ausleben wollen, und jene, die das Spiel bei der ersten Veröffentlichung aus verschiedensten Gründen nicht gespielt haben und sich womöglich nicht auf den damaligen Standard einlassen können oder wollen. (…)
Samorost 3: Meditation zum Download
„Überirdisch schön.“, denke ich mir und würde mich fast für diese unoriginelle Wortwahl schämen, wäre mein Gehirn bereits wieder aus den Tiefen meines Samorost 3-Traums erwacht. Nach bereits wenigen Minuten mit dem Point-and-Click-Adventure von Amanita Design wird das Alltagschaos im Kopf immer ruhiger. Während ich von moosbewachsenem Alltreibholz zu kakteenbewucherten Monden schwebe, zieht mich das Spiel in einen Raum ohne Fragen und ohne Eile – das dem Spiel ganz eigene Vakuum. (…)
Shardlight: Es grünt so grün
Grün sei die Farbe der Hoffnung, sagen Farben-Esoteriker. Nie war diese Aussage größerer Schwachsinn als in der Welt von Shardlight: Die Farbe Grün steht hier für radioaktive Verstrahlung, für Krankheit und Tod. Und sie ist überall, wie ein Thema zieht sie sich durch das postapokalyptische Adventure. Das Neongrün der namensgebenden Uranglasscherben, die nach dem Untergang der alten Welt zur Lichtquelle geworden sind, verleiht der Umgebung eine grell-giftige Note. (…)
Heaven’s Hope: Adventure des Jahrtausends?
„Ich komme hier wieder mit der Geschichte des Jahrtausends und keiner will sie hören?!“ – Talorel, Engel in Nöten
So sympathisch mir der Held aus Heaven’s Hope auch ist: ich möchte mir seine Geschichte auch nicht unbedingt noch einmal anhören. Dabei beginnt sie so gut. Der übermütige Talorel lässt sich direkt vor seiner Engelsprüfung dazu überreden, ein gefährliches Flugmanöver am Himmelsrand zu vollführen. (…)
Game Royale: Benutze Jan Böhmermann mit Point’n’Click
Retro und Pixel sind zwar nicht mehr der heiße Scheiß wie noch vor drei Jahren, aber eine gewisse Zielgruppe – zu der auch ich mich zähle – lässt sich damit nach wie vor ganz hervorragend ködern. Das wissen natürlich auch die Damen und Herren bei der bildundtonfabrik GmbH, der Produktionsfirma hinter dem Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann. (…)
Synthetische Erinnerungen in Neonpink: Void and Meddler, Episode 1
Als ich noch Student war, hatte ich mit einem Mitbewohner mal eine küchenphilosophische Diskussion über die Frage, ob wir einige unserer Erinnerungen löschen oder durch andere austauschen würden, wenn wir könnten. Ich tendierte zu einem Nein, weil ich, abgesehen von den üblichen Schicksals- und Rückschlägen, keine wirklich schlimmen Dramen erlebt habe, von denen ich behaupten könnte, sie hätten mir mein Leben versaut. (…)
The Lost Levels: */2015
Einhundertirgendwas Spiele habe ich in diesem langsam zu Ende gehenden Jahr gespielt und über ungefähr dreiundvierzig davon habe ich schon etwas geschrieben, das Marcus dann korigieren musste. Trotzdem blieb einiges angespielt und unbeschrieben. Bevor diese teils wunderbaren Titel nach dem Jahreswechsel für immer unerwähnt bleiben, meißle ich ihnen hier in den Lost Levels zumindest einen recht hübschen Grabstein. (…)
Read Only Memories: Die Maschinen der Zukunft
Siri. Data. Bender. Wall-E. Die Liste der popkulturellen Güter in Androiden-, Roboter- und Quasselnder-Taschenrechner-Form könnte man endlos weiterführen. Die Faszination ist dabei das, was wir nicht verstehen. Wie kann eine künstliche Intelligenz emotionale Kapazitäten oder ein eigenes Bewusstsein entwickeln? Und welche Gefahren verbergen sich dahinter? Davon ab: Egal ob als Helden, Antagonisten oder komödiantische Gegenpole — die großen Robo-Vorreiter haben alle ihren eigenen bereichernden Charme. (…)
Was Frauen wollen: She Might Think
Die Frau: Als gebürtige Venusianerin ist ihr die irdische Kunst des Einparkens fremd. Stets stopft sie nur Beilagensalat oder fettreduzierten Joghurt in ihr Lästermaul, denkt derweil insgeheim an Süßigkeiten und danach, weinend, an ihre verlorene Jugend. Trost findet sie allein im exzessiven Erwerb von Schuhen oder Taschen, wenn ihr Freund wieder auswärts Fußball schaut, anstatt ihr Daheim zum fünfzigsten Mal augenrollend die Abseitsregel zu erklären. (…)