Sometimes You Die: ∞
Du liest diesen Text mit ganz bestimmten Erwartungen. Vielleicht hat dich der Screenshot angesprochen und das minimalistische Design dein Interesse geweckt. Möglicherweise war es aber auch der Titel des Textes, der dich zu einem zweiten Blick bewog. Sometimes You Die klingt natürlich schon etwas merkwürdig. Gewöhnlich pflegen wir nur einmal zu sterben und dann hat sich dieses vermutlich unangenehme Prozedere auch für immer erledigt. Aber manchmal? Gelegentlich? Handelt es sich gar um einen Genremix, bei dem wütende, immer wieder neu auferstehende Zombies Einzug in die sterile Welt der durchdesignten iOS-Platformer Einzug halten? Genug ist genug, das wünscht sich doch niemand.
Auch ein Text über ein Spiel folgt bestimmten Konventionen und wenn diese gebrochen werden, reagieren die meisten zunächst irritiert. müsstest lesen vorne nach hinten von und beginnen Satzes des Ende dem mit du wenn anfühlt, sich es wie ahnen, nur kann Ich. Schlimm. Zwischendurch könnte ich wieder abendländischer Tradition folgen und von links nach rechts voranschreiten. Umso perfider, wird verändert Leserichtung die Satz im Mitten selbst dann wenn.
Vielleicht fühlst du dich jetzt machtlos, ausgeliefert und meiner Willkür als Autorin unterworfen. Natürlich hast du die Wahl, du kannst jetzt einfach aufhören zu lesen und den Tab schließen oder dein iPad weglegen, so wie du auch bei Spielen immer die Wahl hast, die ESC-Taste oder den Home-Button zu drücken. Aber etwas treibt dich weiter, Wort für Wort. Möglicherweise dämmert dir jetzt auch langsam, dass du dich als Nutznießer eines Produktes, sei es ein Text, ein Spiel, Film oder auch ein Lied, immer den Bedingungen des Erschaffers unterwerfen musst. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, das nur selten durchbrochen wird, indem der Leser oder Spieler plötzlich eine aktive, gestalterische Rolle zugewiesen bekommt.
Nein, das System folgt bestimmten Regeln und Konventionen und du musst dich beugen oder das System verlassen. Das System Sometimes You Die wird dir diese Erkenntnis vielleicht schmerzhaft, vielleicht aber auch genussvoll vor Augen führen. Das käme ganz darauf an, ob du zunächst bereit bist, einen kleinen Festbetrag zu investieren und dich eine Stunde lang angenehm leichten Rätseln und der Stimme des allwissenden Erzählers hinzugeben. Manchmal wirst du um die Ecke denken müssen und am Ende traurig sein, dass es schon vorbei ist. Aber wann ist etwas schon wirklich vorbei? Bis dahin genießt du sicher die perfekt passende Hintergrundmusik und den angenehmen Spannungsbogen. Ich kann nicht sagen, ob deine Erwartungen an den Text nun erfüllt worden sind oder nicht. Schließlich bist du auf Superlevel, in diesem Kontext ist Mitarbeit und direkte Ansprache nicht ungewöhnlich und so mag dich das nur leicht irritiert haben. Du darfst jetzt auch gerne meine Erwartungen erfüllen und dir das Spiel kaufen und es spielen. Dann könnten wir uns am Ende verschwörerisch Zahlen zuflüstern und über all die Unwissenden schmunzeln, die die Bedeutung derer nur erahnen können.
httpvh://youtu.be/ASQoE5psc5k