Super Ox Wars
Ich habe mit Bullet Hell-Shootern meine frühe Jugend verbracht, Cave gehörte neben SNK, Nazca und SEGA zu den prägendsten Spieleentwicklern meiner späten 90er. Trotz zahlreicher Stunden in italienischen Spielhallen erreiche ich sowohl bei den Klassikern als auch bei den diversen Neuauflagen und Weiterentwicklungen nur bescheidene Punkteränge.
Dennoch zieht mich das Genre noch bis heute magisch an und ist dank einer wachsenden Indieszene, kurzen Distributionswegen und Plattformen wie iOS oder XBLA lebendiger denn je. Super OX Wars des englischen Entwicklers Llamasoft, welches sich stark an Polarity- und Maniac-Shooter orientiert, stößt mich hingegen eher ab.
Wie alle Veröffentlichungen von Llamasoft zeichnet sich auch Super OX Wars durch eine sehr eigene Thematisierung aus, die durch den gewöhnungsbedürftigen Art-Style noch etwas absurder wirkt. Die Geschichte basiert auf einem brasilianischen Fest, welches jährlich auf einer kleinen Insel gefeiert wird.
“Basically, on a small island in the Amazon river, in a town called Parintins, once a year two rival teams of dancers meet and compete in a themed dance festival – the “Boi-Bumbá” – in which a tale is told of the death and resurrection of a precious ox.”
Die konkurrierenden Teams identifizieren sich dabei entweder mit Garantido, einem weißen Ochsen mit einem roten Herzen auf der Stirn, oder mit Caprichoso, einem schwarzen Ochsen, der einen blauen Stern zwischen seinen Hörnern trägt. Diese Konkurrenz bildet die Grundbasis der Polarity-Spielmechanik von Super Ox Wars. So sammelt ihr entweder rote Herzen oder blaue Sterne auf und unterstützt damit einen der beiden Ochsen. Je mehr ihr euch auf eine Polarität konzentriert, desto stärker werden Waffen, Schiff und Spieler.
Llamasoft bemängelt den hohen Schwierigkeitsgrad und der damit verbunden Lernkurve von Polaritäts-Shooter wie Ikaruga. Super Ox Wars weist daher eine vereinfachte Mechanik auf, bei der die Polarität in erster Linie nur das Schiff des Spielers beeinflusst. So kann man nicht aktiv die Polarität wechseln und ist auf das Einsammeln bestimmter Items angewiesen.
Zuerst fiel mir nur die ansteigende Dichte von Projektilen, die mein Schiff abfeuerte, und der damit verbundenen Durchschlagskraft meines Schusses auf, wenn ich mich auf einen der beiden Ochsen konzentrierte. Erst im Entwicklerblog wurde ich auf weitere Aspekte der Polaritäts-Mechanik aufmerksam. So können Herz-Projektile gegnerisches Feuer verdrängen und Stern-Schüsse dieses sogar ganz auflösen. Zusätzlich werden unterschiedliche Items gespawnt.
Tatsächlich kann Super Ox Wars jedoch wie jeder andere gewöhnlich vertikal scrollende Shooter gespielt werden, denn die Polaritätsmechanik wird dem gewöhnlichen Spieler nicht weiter auffallen. Dies ist laut Entwickler durchaus beabsichtigt, leuchtet mir aber nicht ein. Manche mögen dies als tolles Feature bezeichnen, da es sich unsichtbar in den Fluss des Spieles integriert, ich empfinde es als totalen Unsinn, als eine halbherzige Modifikation bekannter Mechaniken. Dass sich die Durchschlagskraft meines Geschosses beim Einsammeln bestimmter Items verändert ist weder neu, noch besonders gut umgesetzt. Mir ist die Integration der konkurrierenden Ochsen nicht stark genug, lieber ganz oder gar nicht, das ist zumindest meine Meinung.
Bedeutend schlimmer als die halbherzige Spielmechanik empfinde ich allerdings die nicht vorhandene Ästhetik von Super Ox Wars. Dabei geht es nicht um die grafische Qualität des Titels, gute Spiele brauchen nicht zwangsläufig eine State-of-the-Art-Optik. Jedoch unterstützt die hässliche Grafik weder die Spielmechanik, noch eine gewisse Art des Storytelling. Sie wirkt einfach wild zusammengewürfelt, ohne System, Zweck oder Vision. Gute Spieleentwickler nutzen verunstaltete Pixel bewusst, um die Botschaft ihres Spieles zu unterstreichen oder Atmosphäre zu katalysieren. Die Arbeit von Llamasoft wirkt hingegen laienhaft.
Ein Lob muss ich Super Ox Wars allerdings aussprechen. Die Steuerung ist so gut wie sie nun mal auf einem Touch-Device sein kann. Immerhin.