The Journey Down
Seit Grim Fandango, Tim Schafers Noir-Thriller in der Nachwelt Mexikos, gab es kaum ein Adventure, das sich eines ähnlich kreativen Szenarios bedient hätte. Mit The Journey Down wagt das schwedische Duo Skygoblin einen Versuch, gleichzuziehen. Es schmeißt seinen Helden nämlich mitten in die Kultur- und Mythenwelt Westafrikas.
Der leichtsinnige Tankwart Bwana genießt sein Leben an der Armutsgrenze im kleinen Hafen Kingsport Bay, bis eine mysteriöse Fremde auf der Suche nach einem Buch aufkreuzt und Bwana und seinen Kumpel Kito als Piloten und Leibwächter anheuert. Es folgen: Rätsel, die sich seit den Lucas Arts Adventures in das kollektive Gedächtnis von Spielern eingebrannt haben. Bwana muss Ersatzteile für sein Flugzeug finden, fehlende Zutaten für eine Suppe beschaffen und gelegentlich Schalterrätsel lösen. Wo sich andere aktuelle Adventures an Innovation versuchen, arbeitet sich The Journey Down an Rätselklischees ab, die zwar mit einem Augenzwinkern präsentiert werden, aber zu vertraut sind, um zu begeistern.
Erst das fantastische Szenario von The Journey Down gleicht das aus. Bwana bewegt sich durch eine Welt, in der westafrikanische Mythen mit industriellem Design verknüpft werden. Energiekonzerne kontrollieren den Zugang zur geheimnisvollen Unterwelt, aus behelfsmäßigen Suppenküchen tönt Musik zwischen Jazz und Reggae. Das Aussehen der Figuren ist an Chokwe-Masken angelehnt und die Charaktere sind mit Patoise-Slang vertont. Die Atmosphäre, die The Journey Down damit erzeugt, ist einzigartig. Es ist afrikanisches, urbanes Noir. Unvertraut, verwirrend und sofort sympathisch.
Dass The Journey Down jetzt eine kommerzielle Veröffentlichung erfährt, ist eigentlich recht überraschend. Ursprünglich war The Journey Down ein im Adventure Game Studio (AGS) erstelltes Freeware-Projekt. Mit einer überarbeiten Gestaltung und komplett vertonten Charakteren versuchen Skygoblin jetzt den Sprung von Mini-Projekt zur großen Odyssey. Das ist bezeichnend für die AGS-Szene, die sich immer weiter professionalisiert und mit Publishern wie Wadjet Eye immer stärkeren Einfluss auf Adventure-Games nimmt.
Der Schritt Richtung Professionalisierung hat sich gelohnt. The Journey Down mag zwar ein ziemlich traditionelles Adventure sein, aber die Liebe, mit der die ungewohnte Spielwelt erschaffen wurde, verdient Unmengen an Aufmerksamkeit.
Mehr Informationen (und die gratis-Freeware-Version) gibt es auf der offiziellen Webseite.