The Last Night: Kein Job wie jeder andere

The Last Night

Auftragsmörder sind in Büchern, Filmen und nicht zuletzt in Videospielen beliebte Figuren. Sie lassen sich hervorragend als Gentlemen darstellen, die sich adrett kleiden und gutes Essen und Trinken zu schätzen wissen. Dabei bleiben sie zumeist leicht genießbare Fiktion. Seltsam, dass nicht durch spektakuläre Geschichten, sondern durch ein paar nüchterne Zahlen am deutlichsten wird, dass es Auftragskiller wirklich gibt. Im Februar 2014 veröffentlichte die Universität Birmingham eine Studie, die sich um die Gehälter von Auftragskillern drehte. Dazu untersuchten die Forscher Kriminalfälle aus den Jahren 1974 bis 2013 in Großbritannien. Die Spannweite war erstaunlich und reichte von 200 bis 100.000 Pfund. Im Schnitt kostete ein Mord in dieser Zeit 15.180 Pfund.

Dabei ist es eigentlich völlig egal, was ein Mord kostet, schließlich bleibt er ein Mord und finanzielle Beweggründe machen ihn besonders verwerflich – egal, wie hoch der Betrag letztlich ist. Von einer finanziellen Entlohnung erfahren auch die Spieler des kurzen Adventures The Last Night daher nichts. Für den Cyperpunk Jam schufen die Brüder Tim und Adrien Soret eine kleine, seitwärts scrollende Welt im dreckigen, deprimierenden Stil von Blade Runner. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Auftragskillers. Ansonsten ist nur das Ziel bekannt, ein übergewichtiger Mann in einem Nachtclub. Was er getan hat, um den Tod zu verdienen, bleibt ungewiss.

The Last Night erinnert in seinen wenigen Bildschirmen spielerisch am ehesten an Titel wie Another World oder Flashback. Was zu tun ist, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, es lässt sich aber durch ein wenig Herumprobieren leicht herausfinden. Nicht zuletzt dadurch wirkt der Protagonist bei der Ausführung seines Auftrags am Ende furchtbar routiniert und dadurch umso grausamer. Am Ende bleibt ein deprimierendes Gefühl, das von der Anonymität der beteiligten Personen und der völligen Abwesenheit einer erklärenden Hintergrundgeschichte nur unterstrichen wird.