The Path
Wer “The Endless Forest” aus der Schmiede von Tale of Tales schon kennt, wird verstehen, warum es mir schwer fällt zu beschreiben, was ihr neuestes Machwerk “The Path” eigentlich ist.
Ein Spiel, ja, aber ohne richtige Geschichte und ohne richtiges Ende, ohne Action und mit ungewöhnlichem Gameplay. Was ist es denn dann? Es ist ruhig, düster, melancholisch, hoffnungslos, poetisch, allegorisch und künstlerisch. Und etwas, auf das man sich einlassen muss. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache.
Nach Spielstart sitzen 6 Mädchen in einem Zimmer und warten darauf, vom Spieler in ihr Verderben geschickt zu werden. Bezugnehmend auf das Märchen “Rotkäppchen” sollen sie Brot und Wein ins Haus der Großmutter bringen. Und das Spiel sagt: verlasse nicht den Pfad. Ich wählte als erstes das Mädchen namens Rose aus und schickte sie, wie mir geheißen, auf direktem Wege zur Großmutter – um dann zu erfahren, dass die Mission gescheitert sei. Erste Lektion: tu nicht, was das Spiel dir sagt.
Im zweiten Anlauf ließ ich das Mädchen nun also einen Abstecher in den sehr düster gestalteten Wald machen. Und dort gibt es einiges zu entdecken. Leuchtende Blumen und ein zeitweise auftauchendes, weißgekleidetes Mädchen weisen grob die Richtung zu interessanten Stellen, zu Gegenständen, die Erinnerungen wachrufen und Hinweise auf das Schicksal des jeweiligen Mädchens liefern. Und jedes Mädchen muss früher oder später ihrem persönlichen Wolf begegnen. Nach diesem dramatischen Erlebnis erwachen sie völlig erschöpft und entkräftet vor dem Haus der Großmutter und treten im dichten Regenschauer ihren letzten schweren Gang an. In das Haus hinein und auf das endgültige Ende zu.
“The Path” lebt von der bedrückenden audio-visuellen Stimmung, von den sehr schön in Szene gesetzten Schauplätzen, von der surreal-poetischen Präsentation der Geschichten und vom reduzierten Gameplay (außer Herumlaufen gibt es nichts weiter zu tun). Das alles zusammen ergibt ein sehr experimentelles Spielerlebnis, das zwar recht kurz ist, aber mit rund 7-8 Euro auch nicht die Welt kostet. Für mich hat sich die Investition gelohnt.