Das warme Licht der untergehenden Sonne taucht die Umgebung in ein glühendes Rot. Steine, Bäume und gelegentlich vorbeihuschende Tiere sind nur noch als Schemen auszumachen. Der sich immer weiter ausbreitende Schatten der Nacht umschließt schließlich auch unser Auto, Dunkelheit liegt hinter uns und vor uns Unsicherheit darüber, was der nächste Tag bringen wird.

Die Visual Novel The Shadows That Run Alongside Our Car gibt nur bruchstückhaft preis, warum ihre beiden Hauptfiguren gemeinsam auf einer Reise ins Ungewisse sind. Je nachdem, ob man in die Rolle der ehemaligen Kassiererin Shelby oder des rastlosen Wanderers Dustin schlüpft, erfährt man durch die Gedanken des jeweiligen Charakters mehr über individuelle Beweg- und Hintergründe. Der sich zwischen den beiden während der Fahrt entspinnende Dialog läuft jedoch trotz gelegentlicher Entscheidungsmöglichkeiten immer gleich ab. Shelby und Dustin, die offenbar nur zufällig zueinander gefunden haben, tauschen sich zunächst zögerlich aus und tasten sich über ein fortlaufendes Gespräch langsam aneinander heran.

Die Spielszene bleibt dabei überwiegend statisch, der Blick frontal auf die beiden Charaktere gerichtet. Nur das Licht verändert sich langsam mit der hinter dem Horizont verschwindenden Sonne. Doch trotz dieses einfachen Aufbaus erzielt das Spiel eine starke emotionale Wirkung, bedingt durch die überzeugenden Dialoge und eine sich allmählich entfaltende Geschichte, die in einem von sechs möglichen Enden mündet. The Shadows That Run Alongside Our Car bietet damit in nur 15 Spielminuten einen intensiven Einblick in das Leben zweier Menschen, die aufgrund widriger Umstände notgedrungen miteinander auskommen müssen. Schade ist nur, dass das Spiel dabei seinen Facettenreichtum konsequent verheimlicht. Da die im Gespräch gefällten Entscheidungen zunächst keinerlei Konsequenzen nach sich ziehen und erst am Ende einen Ausschlag geben, ist es leicht, dieses wichtige Detail zu übersehen.

Hinzu kommt, dass die Visual Novel in ihrer Präsentation nicht immer stimmig ist. Dem visuellen Minimalismus steht ein Zuviel an akustischer Untermalung gegenüber, denn die eingespielte Musik entkräftet das angestrebte Gefühl der Einsamkeit. Viel spannender wäre es gewesen, auf jegliche Hintergrundmusik zu verzichten und nur das Motorengeräusch des alten Autos erklingen zu lassen, das die beiden rastlosen Protagonisten durch Dämmerung und Nacht begleitet.

Ungeachtet dieser Kritik ist The Shadows That Run Alongside Our Car ein zwar kurzes, aber sehr atmosphärisches Erlebnis, in das man einige Minuten investieren sollte, während sich draußen der Himmel langsam verfärbt und sich dunkle Schatten über Häuser und Hügel legen.