The Wizard: Guck mal, Mama, ich kann zaubern!
Einst war Zauberei etwas wahrlich Mystisches und Geheimnisvolles. Der Gedanke daran, dass es Leute geben könnte, die sich durch pure Willenskraft über die Naturgesetze hinwegsetzen können, regte die Fantasie der Menschen an, ließ sie aber gleichzeitig in ihrem Innersten erschaudern – schließlich war Zauberei Hexenwerk und Hexenwerk Teufelszeug. Heute sind Magier nichts Besonderes mehr. Aus Literatur, Film und Videospielen sind sie nicht mehr wegzudenken – sie wirken meist souverän, sind unfassbar mächtig und können bei Bedarf mit zerstörerischen Zaubersprüchen alles in molekulare Einzelteile zerlegen. Zeit für eine Neuinterpretation, dachten sich wohl die Entwickler von Hypnotic Owl. Mit The Wizard schufen sie ein Spiel mit einem Zauberer, der nur so mächtig ist, wie der Spieler, der ihn steuert.
Zwar kann der Zauberer in der Hauptrolle aus Büchern neue Sprüche lernen, auch erhält er Erfahrungspunkte von getöteten Monstern, die er in die Aufwertung seiner magischen Fähigkeiten stecken kann. Im Zentrum des Spiels steht allerdings der besonnene Einsatz ebendieser Fähigkeiten. Der Zauberer bewegt sich rundenbasiert auf quadratischen Kacheln – ein Schritt je Runde. Manche Sprüche funktionieren dabei nur in gerader Linie, andere diagonal. Ein weiterer Spruch friert Feinde ein und macht sie für einige Runden bewegungsunfähig. Je nachdem, wie die Spielfigur zum Gegner steht, kann der eine oder andere Spruch sinnvoll sein. Gerade in späteren Levels ist es meist eine Kombination aus mehreren Fähigkeiten.
Wildes Gegnertotklicken funktioniert bei The Wizard nicht. Level für Level will stattdessen jeder Schritt wohl überlegt sein, jeder Gegner vorsichtig aus seinem Versteck gelockt, die Zaubersprüche sorgsam ausgewählt und per Cursorgeste entfesselt. Beinahe wie bei einem Schachspiel ist es unabdingbar, die nächsten Schritte der Monster vorauszuahnen und ihnen mit einer geschickt gewählten Taktik zuvorzukommen. Es erzeugt ein angenehmes Gefühl der Befriedigung, wenn ein Gegner auf diese Weise fällt. The Wizard lässt den Spieler spüren, dass es nicht der perfekt aufgelevelte Charakter war, der einen Feind bezwungen hat, sondern das überlegte Vorgehen des Menschen vor dem Bildschirm.