Tick Tock Isle: The Times, They Are A-Changin …
Ich habe etwas gegen Geräusche in der Nacht, die regelmäßig wiederkehren. Dazu gehört das Ticken von Uhren. In meinem Anwesen gibt es daher keine einzige Uhr, die tickt. Ich könnte sonst nicht schlafen. Spiele konsumieren, in denen es um tickende Uhren geht – das funktioniert aber. Tick Tock Isle beispielsweise habe ich gespielt. Auch, weil ich Adventures und Spielen mit Pixelgrafik nach wie vor nicht überdrüssig bin. Das Spiel dreht sich um einen jungen Herren mit Föhnfrisur, der auf eine Insel reist, um dort eine kaputte Uhr in einem Turm zu reparieren. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen entpuppt sich selbige aber als eine Zeitmaschine und Strike Mainspring – so der Name des Protagonisten – findet sich in einer anderen Zeit wieder.
Interessant an Tick Tock Isle ist vor allem, dass es nur im Hintergrund um die Zeitreise selbst geht. Es wäre ja anzunehmen, dass jemand, der sich plötzlich in der Vergangenheit wiederfindet, davon zumindest überrascht ist. Aber nein, der gute Strike läuft stattdessen unverdrossen über die vergangene Insel und unterhält sich dort mit allerhand Leuten. Dabei erfährt er dann, dass sie nur von einer einzigen Familie bewohnt wird. Einer Familie mit Problemen. Diese zu lösen wird alsbald zur eigentlichen Herausforderung. Es gibt die überarbeitete Ehefrau, den faulen Biertrinkermann auf dem Sofa, den Nerd-Sohn. So gut wie jedes dieser Familienmitglieder hat ein Problem, das gelöst werden will.
Das kann durchaus globale Ausmaße annehmen. Damit sich etwa die beiden Großelternpaare wieder vertragen, muss der Spieler einen Krieg beenden – immer wieder wechselnd zwischen verschiedenen Zeitzonen. Dazwischen gibt’s scheinbar völlig ohne Grund ein paar Minigames im Stil von – beispielsweise – Prince of Persia oder Ice Climber. Diese Arcade-Einlagen machen allerdings durchaus Spaß, was ihre Existenz zwar nicht erklärt, doch aber rechtfertigt.
Tick Tock Isle ist insgesamt ein spaßiges Adventure mit liebevoll gestalteter Grafik und sehr viel Persönlichkeit. Der Familie zu helfen fühlt sich bald wie eine Lebensaufgabe an, die der Protagonist einfach nur deshalb erfüllt, weil er es kann – eigentlich ist er ja nur jemand, der Uhren repariert. Entwicker Squiddershins hat sich sehr viel Mühe zu gegeben, die Details auszugestalten und das zahlt sich aus – so sehr, dass mich die Zeitreisemechanik sogar an den Lucas-Arts-Klassiker Day of the Tentacle erinnert hat. Ohne diese Brillanz zu erreichen, natürlich. Tolles Spiel, trotzdem.