Indiegame: Unepic

Das war so nicht geplant. Eigentlich wollte ich Dennis diesen Artikel aufs Auge drücken, doch der konnte Unepic aus einem mir unerfindlichen Grund nichts abgewinnen. Also dümpelte die Vollversion so auf meiner Festplatte vor sich hin und wartete darauf, Beachtung zu finden, die über eine Viertelstunde Anspielzeit hinaus geht. Das war vor zwei Wochen, Unepic versank im Schlund meines Kurzzeitgedächtnisses und ich widmete mich der Studie körperlicher Gelüste am Arsch der Welt des 21. Jahrhunderts.

Doch wie der Zufall es will, berichtete heute Herr Harzzach über besagtes Spiel und der Kommentar eines Lesers trieb mich an, diesen Artikel nun endlich in Angriff zum nehmen: Es ist erschreckend, wie wenig Aufmerksamkeit Unepic bekam.

Die Introsequenz zeigt eine Gruppe männlicher Rollenspieler, die an einem kreisrunden Tisch sitzen und in klassischer Pen & Paper-Manier fachsimpeln und Schurken zu Tode würfeln. Getrieben vom Blasendruck — dem Bier der letzten Stunde dürstet es nach Klowasser — begibt sich einer der Herren, Daniel, auf die Toilette, erledigt sein Geschäft … und sitzt urplötzlich im Finstern. Verdammt! Wo ist der Lichtschalter? Und… war da nicht eben noch eine Tür? Im nächsten Moment öffnet sich ein Inventar, wie man es aus Rollenspielen kennt, und der Spieler wird angewiesen, das Feuerzeug in die Hand des Protagonisten zu legen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Zwei Klicks später findet sich der junge Mann in einem Abenteuer wieder, das so nicht geplant war. Willkommen im Club.

Oh Schreck, die sanitären Anlagen wichen einem Höhlengeflecht voller tödlicher Fallen und Monster, Waffen, Tränken und Schätzen. Was eben noch in geselliger Runde lediglich in der Fantasie von Rollenspielern stattfand, wurde nun Wirklichkeit und zieht den Möchtegernhelden ungefragt in seinen Bann.
Was folgt, ist ein unterhaltsamer Cocktail, bestehend aus 2cl RPG, 2cl Metroidvania und 13,37 Unzen Klischees. Das Spiel nimmt einen an die Hand, vermittelt rasch die Funktionen — eine absurde Geschichte nimmt ihren Lauf und schon bald schlägt man sich als respektabler Kämpfer durch Dungeons, erweitert seine Fähigkeiten und sein Ineventar und lehrt Monstern und Dämonen das Fürchten. Zauber und Rezepte werden gelernt, Handel betrieben und stets bleibt die Frage im Raum stehen, wie und warum man an diesen Ort gelangte. Erlaubten sich die Rollenspiel-Kollegen einen Spaß und versetzten das Kaltgetränk mit einer bewusstseinsverändernden Substanz? Das wird sich zeigen.

Unepic stammt vom Spanier Francisco Téllez de Meneses, der über einen Zeitraum von rund zwei Jahren in seiner Freizeit an dem Titel arbeitete. Das Spiel umfasst über 200 Räume, die es zu erkunden gilt. Wer Spaß an Rollenspielen hat und auch Jump’n’Runs gegenüber nicht abgeneigt ist, darf hier sofort zugreifen. Wer Zweifel hat, installiert einfach die Demo und entscheidet dann, ob 6,50 EUR angemessen sind, um das Abenteuer fortführen zu dürfen.

Laut dieser Statistik wurde Unepic bisher 88x in Deutschland verkauft. Achtundachtzig mal. Das ist ein Unding. Ändert das.