Aus dem Abseits: Petition für Frauen-Fußball in Fifa

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“That’s how it’s done!” (Hope Solo)

Ich weiß noch genau, wann ich mir mein allererstes Panini-Album gekauft habe. Das war 2011 zur Fußball-Weltmeisterschaft. Und weil jetzt vielleicht der ein oder andere etwas verwirrt vor dem Bildschirm hockt, weil seine Gedächtnisrecherche einen Fehler bei der Suche nach genau diesem Turnier ausspuckt, für den füge ich notgedrungen das Suffix „…der Frauen“ hinzu, wie es auch offiziell betitelt wird. Eine Sportart ohne diesen Zusatz ist schließlich per se erst einmal Männersache. Die WM 2011 sollte damals das Turnier werden, das Frauenfußball aus seiner Nische holt und mit gängigen Vorurteilen aufräumt, doch spätestens mit dem vorzeitigen Ausscheiden des deutschen Teams versiegte das eh schon sehr überschaubare Interesse und der Sport verschwand wieder aus der öffentlichen Wahrnehmbarkeit. Und auch mein Sticker-Album habe ich seitdem nicht wiedergefunden.

Dass EA oder Konami bis heute bei ihren Fußballsimulationen das weibliche Geschlecht mit Nichtachtung strafen, kann man ihnen aufgrund der offenkundig fehlenden Wirtschaftlichkeit und der nur rudimentär vorhandenen Professionalität des Sports also nicht wirklich ankreiden. Insbesondere die Fifa-Reihe, die alle Jahre wieder mit den Top-Stars der Männervariante und der zunehmenden Annäherung an eine realistische Abbildung der Kicker wirbt, würde von einem solchen Mehraufwand in Sachen Motion Capturing, Lizenzerwerb und statistischer Umsetzung finanziell wahrscheinlich kaum profitieren. Dass Michael Schulze von Glaßer mit seiner Petition für eine Implementierung von Frauenteams dennoch nicht locker lässt, geht deshalb argumentativ auch über eine rein ökonomische Betrachtung hinaus.

Es geht mehr um gesellschaftliche und moralische Aspekte, um die Anerkennung der Leistungen weiblicher Sportlerinnen, um Inklusion und Repräsentation. Fußball ist ein Volkssport und sollte deshalb auch im Videospiel das Volk abbilden, nicht nur eine Hälfte davon. Dass der 3. Englischen Liga oder der Animation der Eckfahnen mehr Bedeutung beigemessen wird als der Einbindung der weiblichen Bevölkerung, wirkt dahingehend weder verhältnismäßig noch zeitgemäß und sollte zumindest angemahnt werden dürfen. Ob und wie darauf reagiert werden wird, ist nicht nur seitens der Entwickler und Publisher interessant, sondern auch eine lebhafte Diskussion von Spielerinnen und Spielern ist erwünscht, die auf der Petitionsseite ihr eigenes Für und Wider einbringen können. Man sollte die Aktion auch nicht als Forderung, sondern vielmehr als Wunschäußerung verstehen, die bei Nichterfüllung sicher nicht direkt in wutschnaubende Boykottaufrufe münden wird.

Ganz unabhängig davon, ob die recht hohe Zahl von 20.000 Unterzeichnern erreicht werden sollte oder nicht, bietet die Unterschriftensammlung zumindest einen sinnvollen Denkanstoß, wie man bei Spielen, die einen Teil gesellschaftlicher Realität abbilden, mit dem leidigen Thema fehlender Repräsentation umgehen kann. Noch bis vor einigen Jahren liefen Frauen in Männertrikots auf, weil es die großen Sportausrüster für unrentabel erachteten, eine eigene Frauenkollektion zu entwerfen. Doch auch Adidas und Co. haben die Zeichen der Zeit erkannt. Und ganz gleich, ob man selbst nun einen spielerischen Mehrwert in der Implementierung von Frauenteams sieht oder nicht, wäre es dennoch erfreulich, wenn ein solches Videospiel-Zugpferd sein selbst auserkorenes Innovationsbestreben wieder über das alljährliche Feintuning hinaus interpretieren würde.


Wer wissen möchte, was Michael Schulze von Glaßer selbst zu seinen Beweggründen für die Erstellung der Petition zu sagen hat, dem sei die aktuelle Folge Insert Moin zum Thema Fifa 15 ans Herz gelegt, in der er sich in dazu äußert. Die Folge ist sowieso richtig super!