Re: Steam Greenlight
Neues von den Herrschern über Steam, den Meistern der digitalen Distribution, den Gottkaisern des Ludonauten: Valve haben Steam Greenlight der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit Greenlight können Nutzer mitbestimmen, welche Spiele in Zukunft auf Steam erscheinen sollen. Indie-Entwickler, die bisher auf die Gnade von einem Valve-Mitarbeiter angewiesen waren, um ihr Spiel auf Steam verkaufen zu dürfen, kriegen so eine weitere Chance. Wird Greenlight Steam zu einer noch wichtigeren Plattform machen oder wird es Indie-Entwickler nur dazu zwingen, eine noch schwerere Überzeugungsarbeit zu leisten?
Die Legende geht so: Du bist ein Spieleentwickler und hast dein Herzblut in ein kleines Spiel gegossen. Du hast die Musik gemacht, die Pixel, die Puzzles, hast dein letztes Geld an befreundete Grafiker, Programmierer, Musiker gegeben, um deinem Spiel den nötigen Feinschliff zu verpassen. Dein Spiel ist fertig und du schickst es an Steam, zusammen mit allen Details, die Valve von dir wissen will — nur um dann zu erfahren, dass kein Interesse besteht. Steam und dein Spiel: Sie sind nicht füreinander gemacht. Warum? Weil Valve-Mitarbeiter, die über neue Spiele auf Steam entscheiden, keine Lust darauf haben.
Bisher ist das erstaunlich oft passiert. Kyle Pulvers wunderbares Offspring Fling konnte zunächst nicht über Steam erscheinen. Erst viel Lob für das Spiel von Journalisten und Fans konnte Valve vom Gegenteil überzeugen. Klar, ein Spiel muss nicht auf Steam verkauft werden, um in die Hände von Spielern zu geraten. Der Humble Store und Desura machen erstaunlich gute Arbeit, um das Kaufen von Spielen einfach und komfortabel zu machen. Für Indie-Entwickler aber geht es bei der Frage, ob ein Spiel auf Steam landet oder nicht, meist um das finanzielle Überleben.
Über 96% aller verkauften Exemplare von Brendon Chungs Zombie-Taktik-Spiel Atom Zombie Smasher kamen von Steam. Bevor Atom Zombie Smasher auf Valves Plattform landete, konnte Chung nur etwas über 2000 Spiele verkaufen. Auf Steam fast 100.000. Wer als Indie-Entwickler erfolgreich sein will, muss sein Spiel auf Steam verkaufen können. Ausnahmen wie Minecraft bestätigen diese Regel eher.
Dabei war der Prozess, um ein Spiel auf Steam zu kriegen, weitaus weniger kompliziert als vielfach angenommen. Andrew Sum hat mir erzählt, dass sobald man mal ein Spiel auf Steam veröffentlicht hat und damit einen Kontakt bei Valve hat, es sogar ziemlich einfach ist, weitere Spiele auf Steam zu platzieren. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn du nicht bekannt genug bist, dann hast du es bei Valve schwer.
Genau das ist das Problem. Als Distributionsplattform ist Steam inzwischen dermaßen wichtig geworden, dass es gefährlich erscheint, nur eine kleine Gruppe von Valve-Angestellten über Erfolg oder Misserfolg neuer Spiele entscheiden zu lassen. Steam Greenlight macht den Prozess etwas transparenter. Bekommt ein Spiel genug positive Rückmeldungen der Nutzer, kommt es in die engere Auswahl für einen begehrten Platz auf Steam.
Das ist als Konzept sicherlich nicht ideal. In einem Podcast mit monoxyd äußerten die Entwickler von Project Giana Bedenken über den Prozess. Es würde Entwickler dazu zwingen, noch mehr Werbung machen zu müssen, um eine kritische Masse an Spielern zu erreichen, die einem Spiel genug erhobene Daumen geben, um eine Veröffentlichung auf Steam zu garantieren.
Das ist eine berechtigte Kritik und auch das, was ich bei Greenlight befürchte. Im schlimmsten Fall wird es zu einem Popularitätswettbewerb zwischen Indies, in dem kleine, spannende und unbekannte Spiele inmitten der bekannten Zomboids untergehen.
Laut Valve selbst, wird das System jedoch etwas ausgeklügelter werden als die Kritik es darstellt. Die Verantwortung wird nicht komplett an den Mob abgetreten, Valve soll weiterhin beobachten, welche Spiele sich wie machen und versuchen interessante Titel hervorzuheben. Ob das klappt, muss sich zeigen. Im Moment ist es nur sehr schwer, Spiele in Greenlight vernünftig zu filtern und, wie erwartet, sind es vor allem bereits populäre Indie-Spiele, die auch auf Greenlight viele Stimmen bekommen.
Die Entwicklung an Greenlight ist sicherlich noch nicht vorbei. In der Zwischenzeit können wir als Nutzer jedoch nur versuchen, das Vorhaben so gut es geht zu unterstützen. Nicht Valve wegen, sondern weil es hier um den Lebensunterhalt von Entwicklern geht. In den kommenden Wochen wird Superlevel jedenfalls versuchen, eine Steam-Collection zu pflegen, auf der wir interessante Titel im Greenlight-Programm empfehlen. Und ihr so?