Umfrage: Deutscher Spielejournalismus

Über ein Jahr ist es nun her, dass der ehemalige GameStar-Redakteur Christian Schmidt in einem Essay auf Spiegel Online den deutschen Spielejournalismus kritisierte und für reichlich Aufsehen sorgte. So dankbar ich dafür auch war — nachhaltig geändert hat das natürlich nichts. Mick Schnelle testet nach wie vor, zu wieviel Prozent sein Finger in die eigene Nase passt. Und Christian Schmidt ist inzwischen als Analyst bei Bigpoint tätig, die so anspruchsvolle und innovative Browserspiele wie Farmerama in ihrem Portfolio führen.

Ich bringe es mal auf den Punkt: Es gibt mehr Idioten als Nicht-Idioten auf der Welt, was zur Folge hat, dass kommerzielle Projekte ab einer gewissen Größenordnung idiotensicher gestaltet werden müssen. Dazu gehört auch, die Zielgruppe nicht zu überfordern, weil Un- und Missverständnis die Leserbindung gefährden. Christoph Lurz spricht von einer Krise und Gunnar Lott hat schon recht, wenn er sagt, dass sich ohne Blick auf das Interesse einer größeren, möglicherweise zahlenden Gruppe freier schreiben lässt (bezogen auf den Artikel “Polymorphous Perversity”).

Mich persönlich halten Prinzipien davon ab, der Massenkompatibilität zu verfallen, weil das unausweichlich mit einer Senkung der inhaltlichen Qualität verbunden wäre. Ist das überheblich? Ja, auf eine gewisse Weise schon. Ist das aus betriebswirtschaftlicher Sicht von Nachteil? Auf jeden Fall. So gesehen ist das geplante Redesign von Superlevel und der Schritt zum Online-Magazin durchaus ein mit Risiken verbundenes Wagnis. Ob und wie die Seite sich auf Dauer tragen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzusehen. (Abwarten und Mister T trinken lassen.)

Bei allem Sarkasmus darf nicht vergessen werden, dass letztlich die Leser entscheiden, wohin es sie zieht. Wenn also jemand am Rudelbumsen bei Graf Zahl Gefallen findet, sei ihr oder ihm das um Himmels Willen gegönnt. Und es ist ja auch nicht so, als ob wirklich alles schlecht wäre. Bei der GameStar gibt es durchaus vereinzelt gute Artikel und die iPad-Version des Magazins ist zumindest aus technischer Sicht vorbildlich. Das ändert zwar nichts an der konservativen Grundhaltung der Branche, aber tatsächlich werde ich das Gefühl nicht los, mehr und mehr Gehör von Gleichgesinnten zu finden, mit denen sich der deutsche Spielejournalismus in den kommenden Jahren gemeinsam gehörig aufmischen lässt.

Doch kommen wir nun zu euch, werte Leserschaft. Wie empfindet ihr besagten Spielejournalismus* hierzulande?


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* Ich unterscheide hier nicht zwischen Journalisten und Bloggern, weil mich lediglich das Endprodukt, unabhängig von der offiziellen Berufsbezeichnung des Verantwortlichen, interessiert.