Wenn der Tod nicht das Ende bedeutet.
Die WASD ist tot. Halt, nein! Anders: Die WASD beschäftigt sich in ihrer neuen Ausgabe mit dem Tod. Man kann es makaber finden, seine Jubiläumsausgabe unter einem derart negativ belasteten Thema laufen zu lassen. Auch das schwarze Cover mit passendem schwarzem Reliefdruck macht nicht gerade den Eindruck, dass das Sterben tatsächlich aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. Wenn es um das finale Game Over geht, kann es wohl nicht düster und bedrückend genug sein. Vermutlich erschließt sich auch nur mir und den restlichen Fans der kultigen Pseudo-Dokumentation “This Is Spinal Tap” die humoristische Komponente einer komplett schwarzen Titelgestaltung.
Ein Blick in das Bookazine selbst offenbart allerdings, dass sich die Macher*innen durchaus mit den verschiedenen Facetten des Todes auseinandergesetzt haben. Natürlich gibt es Artikel, die den Tod in seiner Unbarmherzigkeit und letztlich seiner Unfairness in eher dunklen Farben zeichnen. So wie die großartige Titelgeschichte von Herausgeber und Endgegner Christian Schiffer über den krebskranken Dimitrij mit ihren ebenso tristen wie passend gewählten Fotos. Oder den hochemotionalen, auch online veröffentlichten Nachruf Jan Bojaryns auf seinen besten Freund, inklusive der gescheiterten Aufarbeitung seines Todes durch das Spielen seines Lieblingsspiels. Dem entgegen stehen allerdings umso buntere Farbtupfer, die beispielsweise die witzigsten Spieltode in den für ihre gemeinen Twists bekannten Sierra-Adventures statistisch aufarbeiten oder bemerkenswerte Todes- und Game-Over-Screens präsentieren. Der Balanceakt zwischen Ernsthaftigkeit und Albernheit ist gerade bei diesem Thema schwierig, funktioniert allerdings erstaunlich gut. Ich selbst hätte mich allerdings nicht an einen Artikel über Suizid in einem Bookazine über Videospiele gewagt, auch wenn Christian Huberts’ Umsetzung trotz der heiklen Thematik sensibel und gelungen ist.
Ein wenig deplatziert wirken in dieser Ausgabe die Reviews, auch wenn es den Autoren durchaus gelingt, immer mal wieder den Bogen zum Oberthema zu schlagen. Rainer Sigls lesenswerter Text zu No Man’s Sky und dem Spezialgebiet Zen-Gaming webt beispielsweise Aspekte der Schöpfungsgeschichte und buddhistischer Lehren mit ein, während Rike Campen gewohnt unterhaltsam über den Evolutions-Simulator Niche philosophiert. Besonders ärgerlich: die innerhalb der unterschiedlichen Artikel auftauchenden Themendopplungen, die im Fall von Spielen wie The Graveyard oder Dark Souls zwar nicht vermieden werden, aber meiner Meinung nach trotzdem schlüssiger miteinander vernetzt werden könnten. Querverweise gibt es schließlich nicht nur im Internet.
Die WASD ist auch dieses Mal ein besonderes Tierchen, das es spielend schafft, sich auch den verschiedensten Farbkodierungen der Spielkultur wie ein Chamäleon anzupassen. Was aber mit Ausgabe 11 definitiv sterben darf: Die viel zu kleinen Abstände zwischen manchen Text- und Bildblöcken. Das geht schon nicht mehr als Designentscheidung durch, sondern ist einfach nur unpraktisch und führt bei mir immer häufiger zu dem von Karoline Schaum in ihrem Artikel zu Gaming und Gesundheit selbst angemäkelten Starren und Augen zusammenkneifen. Oder ist das schon wieder meta?
Texte von Florian sind in der Vergangenheit von der WASD publiziert worden. An der besprochenen Ausgabe hat er nicht mitgewirkt.