6180 The Moon

Gäbe es einen Preis für das unscheinbarste Spiel, käm 6180 The Moon ganz sicher auf die Liste der Nominierten. Eben diese Unscheinbarkeit ist wohl dafür verantwortlich, dass sich kaum jemand außerhalb meiner Filterblase für das Spiel interessiert. Schlimmer noch: Nicht mal ich habe mich für 6180 The Moon erwärmen können, bis ich schließlich selbst Hand anlegte — und binnen weniger Spielminuten eine Erleuchtung erfuhr.

Oh Schreck, die Sonne ist verschwunden! Wo mag sie nur sein? Das fragt sich der Mond und begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um den licht- und wärmespendenden Freund ausfindig zu machen. Manch einer wird an dieser Stelle mit den Augen rollen, aber selbst wer Poesie als unsinnige Zeitverschwendung betrachtet, sollte 6180 The Moon ein Chance geben. Hinter dem schwarzweißen Märchen verbirgt sich nämlich ein knallharter Puzzle-Plattformer, der zur Weißglut treiben kann. (Theoretisch.)

Auf den ersten Blick erinnert 6180 The Moon an VVVVVV von Terry Cavanagh, allerdings sind gewisse Parallelen nur auf visueller Ebene auszumachen. Die Spielmechaniken sind gänzlich verschieden.

Ebenso fiktiv wie die Geschichte sind auch die physikalischen Gegenbenheiten im Spiel. Der zu steuernde Mond springt unabhängig von der Art des Absprungs in gleichbleibender Geschwindigkeit und Höhe. Das wirkt anfangs etwas befremdlich, da man von Plattformern verschiedene Abstufungen gewoht ist, was das Sprungverhalten des Protagonisten angeht: Kurzer Sprung, weiter Sprung, Doppelsprung. Diese Reduktion stellt ein weiteres Hindernis dar, das es zu meistern gilt.

Ein maßgebliches Spielelement ist die Tatsache, dass der Mond oberhalb und unterhalb des Spielfeldes keine klassischen, unsichtbaren Barrieren vorfindet, sondern einfach wieder auf der gegenüberliegenden Seite erscheint. Das muss über den gesamten Verlauf nicht nur bedacht, sondern auch gezielt benutzt werden, um Passagen erreichen und Levels abschließen zu können.

6180 The Moon hat trotz seiner herausfordenden Art etwas Meditatives, was primär auf den dezenten Soundtrack zurückzuführen ist. So sehr manche Passagen auch frustrieren mögen — das musikalische Ambiente unterdrückt ziemlich effektiv aufkeimende Wut. Besonders Spieler mit niedriger Frustrationstoleranz dürften dieses Element zu schätzen wissen.

Das audio-visuelle Erscheinungsbild in Kombination mit dem cleveren Leveldesign hinterließen Spuren bei mir. Nun ist es an euch, dieser Spur zu folgen und für nahezu lächerliche 2,99 Euro in eine fremdartige und doch so vertraute Klangwelt abzutauchen.

Und falls ihr euch fragen solltet, wofür die 6180 im Spielenamen steht, kann ich nur mit einem Schulterzucken entgegnen. (Spekulationen werden jedoch im Kommentarbereich entgegen genommen.)