a very very VERY scary house
“Investigate the scariest house you’ve ever seen!”
Spukhäuser sind vor allem deshalb so furchteinflößend, weil sie uns mit dem Unbekannten konfrontieren. In ihnen lauert nicht unbedingt das schiere Grauen, dafür aber das Fremdartige, das Seltsame, das Ungewohnte. Gerade wer es sich gerne auf der heimischen Couch bequem macht fürchtet das, was in anderen Häusern lauert. Was das Unbekannte letztlich ist, ist dabei gar nicht so entscheidend. In Fall von Anna Antrophys a very very VERY scary house Ist es vor allem die eigene Körperlichkeit.
a very very VERY scary house gibt vor, ein detektivisches Text-Adventure zu sein. Als Spieler wage ich mich zusammen mit einer Freundin in ein Spukhaus vor, um einen rätselhaften Fall zu lösen. Im Haus selbst begegnen mir schließlich vor allem Körper und Körperteile – wenn auch bisweilen in Form von abgeschnittenen Zehen oder Skeletten. Das Geisterhaus ist natürlich kein wirkliches Haus, es ist die Verkörperung einer Freud’schen Urangst: die Geburt, das Werden des eigenen Körpers.
Bevor ich mich weiter in eine küchenpsychologische Über-Interpretation hineinsteigere, sei darauf hingewiesen, dass a very very VERY scary house Anna Anthropys Experiment darstellt, ihre Spiele nicht mehr kostenlos, sondern gegen eine Spende von mindestens zwei Dollar anzubieten. Recht so – auch Twine-Spiele dürfen sich für ihre Urheber gerne in finanzieller Form lohnen. a very very VERY scary house lässt mich nach dem dritten Durchspielen dennoch mit einigen entscheidenden Fragen zurück: Fühle ich mich mit all meinen Körperteilen wohl? Oder würde ich sie in einem Spukhaus modifizieren, wenn ich könnte? Und: Wären mir meine neuen Körperteile dann fremd? Oder sind sie längst in meinem Kopf?