Alphalevel: Armello
Auf den ersten Blick sieht Armello aus wie ein klassisches Fantasy-Strategiespiel. Die üppige, grüne Landschaft ist in sechseckige Felder unterteilt, auf denen sich zwischen verträumten Dörfern und mittelalterlichen Festungen Monster und Ritter bekämpfen. Trotz dieses Ersteindrucks bietet Armello aber keine langen Kampagnen voller epischer Schlachten, sondern ein detailliert gestaltetes Brettspiel. Mehrere tierische Clans versuchen ihre Macht im Königreich zu sichern. In der Rolle einer Heldin oder eines Helden stehen Spielenden verschiedene Wege offen, dieses Ziel zu erreichen. Sie können etwa magische Steine sammeln, um den todkranken König zu heilen. Wer darauf keine Lust hat, kann dem geschwächten Monarchen auch direkt im Kampf gegenübertreten. Oder die verschiedenen Dörfer auf dem Spielfeld bereisen und dort Aufgaben erfüllen.
Runde um Runde vergeht so die Zeit, gesammelte Spielkarten verleihen den Figuren neue Fähigkeiten, Konfrontationen werden mit Würfeln beigelegt, ganz so als wäre Armello von einer Vorlage mit Spielfiguren aus Pappe und Holz inspiriert. Das kleine Spielfeld und die verschiedenen Bedingungen, die den Sieg bedeuten, sorgen dafür, dass eine Partie nie allzu lange dauert. Obwohl das Label “Early Access” bedrohlich auf der Steam-Seite prangt, wirkt Armello schon jetzt in Version 0.3.5 alles andere als unfertig. Landschaft und Figuren sehen fantastisch aus und übertragen den Zeichentrick-Stil aus Intro und Hauptmenü mühelos in die 3D-Grafik. Wenn die vornehme Hasen-Lady Amber in die Schlacht hoppelt, während Mercurio vom Ratten-Clan sich gebückt und verdächtig in den Wald davonschleicht, wirkt die Welt beinahe wie Disneys Version von Game of Thrones.
Was Armello in seiner jetzigen Version am meisten fehlt sind keine Gameplay-Features oder Performance-Verbesserungen, sondern lediglich ein gutes Tutorial. Und das, so versprach einer der Entwickler auf Twitter, ist für die finale Version bereits geplant. Momentan ist das Regelwerk so allerdings noch schwer zugänglich. Die Vielzahl von Möglichkeiten erschließt sich kaum, während in den ersten Partien die Züge der Computer-Spieler über den Bildschirm fliegen und das Zeitlimit im Kampfmodus schneller heruntertickt, als sich erklärende Texte lesen und verstehen lassen. Auch das erinnert an ein echtes Brettspiel: Das Regelwerk ist immer die größte Hürde. Wer diese allerdings meistert, wird von Armello mit einem ebenso kurzweiligen wie facettenreichen Spiel belohnt und schon bald vermutlich “nur noch eine Runde” flüstern.