Alphalevel: Deadlock
Bevor ich meinen Horizont mit anderen Konsolen erweiterte, beinhalteten für mich alle guten Platformer ausschließlich einen italienischen Klempner. Als ich dann endlich der dunkle Seite beitrat, zeigte mir ein Spiel namens Mirror’s Edge, dass Platformer auch ohne braune Pilzköpfe funktionieren können. Ich war geblendet von Bloom und den schnellen, flüssigen Bewegungen in der Egoperspektive. Das Subgenre “First Person Platformer” hatte mich gepackt und hält bis heute noch einen speziellen Platz in meinem Herzen. Genau deshalb wurde ich auf Deadlock aufmerksam. Ein Spiel, das temporeichen Parkour mit einer Schusswaffe verbindet, in der Egoperspektive? Nerv getroffen, Geldbeutel gezückt, gekauft!
Deadlock beginnt nun mit dem Erwachen vom namenlosen Protagonisten in einem gigantischen Turm. Dass es diesen zu erklimmen gilt, um am Ende diverse Antworten auf unausgesprochene Fragen zu finden, ist wenig überraschend. Die Steuerung gibt sich ähnlich spärlich, lässt dafür aber immerhin keine Unklarheiten aufkommen. Nebst dem altbekannten Doppelsprung gibt es anfangs keine weiteren Fähigkeiten, erst gegen Ende erlernt man zusätzlich einen Dash, der den Spieler schlagartig nach vorne katapultiert. Mit der Switch Gun, die es erlaubt, diverse Schalter und Hilfsmittel zu (de)aktivieren, hüpft man so über diverse schwebende Blöcke immer weiter nach oben, den düsteren Abgrund ständig unter den Füssen, die kommenden Abschnitte erdrückend wie ein Damoklesschwert über dem Spieler.
Zu dem präzisen Parkourlauf über Abgründe, Platformen und Laser kommen immer weitere Hindernisse hinzu, die es mit der Switch Gun zu (de)aktivieren gilt. Von sprechenden Robotern und Wachtürmen, die mich durch Schockwellen in die Wolken befördern wollen, bis hin zu Windrädern scheint sich der gesamte Turm gegen den Spieler zu verschwören. Alles kann zudem nur für einen kurzen Zeitraum aktiviert oder deaktiviert werden, was nicht selten zu hektischen Reaktionen verleitet. Dann fliegt man durch die Luft auf eine Laserbarriere zu, die es mit einem Schuss auf einen Schalter auszuknipsen gilt — und verschießt vergeblich Magazin um Magazin. Jedes noch so kleinste Missgeschick bedeutet den Tod. Mein erster Durchlauf kann beschrieben werden als eine Mischung aus konzentrierter Stille, lautem Flüchen und hörbarem Aufatmen. Deadlock balanciert erfolgreich den schmalen Akt zwischen purer Frustration und erlösender Befriedigung. Eine wunderbar präzise, flüssige Steuerung und eine natürliche Rhythmik der Aktionen treiben mich voran, Tod um Tod. Und wenn ich endlich auf dem grünen Checkpoint stehe, nachdem ich elegant durch zwanzig Laser gesegelt bin, kann ich mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.
In all diesem Trubel kann es leicht fallen, das Art Design des Titels zu übersehen. Die glühenden metallenen Türme und Blöcke, verleihen aber dem Titel die gewünschte futuristische Atmosphäre. Die scheinbar endlose Höhe des Turmes wird durch eine weite Sicht wunderbar dargestellt, die Lichteffekte kommen in den diversen Lasershows mehr als gut zur Geltung. Der mitreißende Soundtrack steigert die Hektik und spornt zu Höchstleistungen an. Alles in allem Deadlock bereits jetzt so poliert wie die virtuellen Wände im eigentlichen Spiel, was für eine Alpha erstaunlich ist.
Deadlock beinhaltet nun derzeit nebst drei von insgesamt fünf geplanten Levels außerdem ein Leaderboard und fokussiert sich mit den nächsten Updates auf neue Abschnitte und Gegner. Was bereits vorhanden ist, hat mich überzeugt: Mit eiserner Peitsche trieb mich Deadlock zu möglicht effizienten und schnellen Durchläufen an, mit dem Zuckerbrot einer angenehmen Steuerung hielt es meine Motivation bei Laune. Das ambitionierte Projekt von 5 Bit Games ist mehr als geglückt und wird sich bis zur finalen Version hoffentlich noch mehr steigern. Bei Deadlock handelt sich schlicht um eines der unterhaltsamsten Spiele, das ich in letzter Zeit in die Finger bekam.