Animal Gods: Meditative Frustbewältigung
Ist Animal Gods ein gutes Spiel? Ich sollte darauf eigentlich eine Antwort haben, denn das ist ja schließlich der Zweck eines Reviews. Meine Antwort lautet “Nein, aber…”
Animal Gods erzählt die Geschichte von Thistle, die in eine verlassene Welt aufbricht, um die namensgebenden Tiergötter zu befreien. Gegner stellen sich ihr dabei keine in den Weg, stattdessen erschweren lediglich einige Geschicklichkeitsübungen ihre Reise. Jedem Abschnitt liegt eine eigene Mechanik zugrunde. Mal müssen giftige Flüsse mit einem Sprung überwunden werden oder Thistle räumt mit Pfeil und Bogen Hindernisse beiseite.
Kombiniert werden Thistles Fähigkeiten nicht. Nach jedem Abschnitt hat sie das zuvor Gelernte wieder vergessen, was zumindest den Reiz hat, dass sich der Weg zu jeder der drei Tiergottheiten völlig anders spielt. Jedoch stolpert leider jede der Ideen über eine mangelhafte Ausführung. So lässt sich die Distanz von Thistles Sprung nur schwer abschätzen und die Heldin landet weitaus öfter im Abgrund als auf der gegenüberliegenden Seite. Jeder Fehler wirft Thistle wieder zurück zum letzten Speicherpunkt. Spätestens nach dem dritten Neustart setzt der Frust ein: Schwierige Passagen sind unfair statt herauszufordern und das Spiel speichert zu selten, um das wieder ausgleichen zu können.
Die Entwicklung von Animal Gods wurde mit immerhin 26.775$ auf Kickstarter finanziert. Von Projektseite verspricht ein episches Abenteuer, das wenig mit dem kargen Puzzle-Plattformer gemein hat, der Animal Gods letztendlich geworden ist. Dabei lässt sich immer noch viel von dem erkennen, was hätte sein können. Es gibt diese wirklich herzerwärmende, wenn auch banale Liebesgeschichte, die in den Zeilen eines über die Spielwelt verteilten Tagebuches erzählt wird. Die melancholischen, in all ihrer Macht gefangenen Tiergottheiten, die Thistle befreien muss. Eine abstrakte Grafik, die ein Gefühl von Weite und Einsamkeit vermittelt, wenn die Kamera einmal die Gelegenheit bekommt, etwas weiter herauszuschwenken. Ein ganz eigener Stil, der sich von seinen Vorbildern abheben kann.
Es sind kleine Lichtblicke in weiter Ferne, die mich trotz der einsetzenden Frustration dazu bringen, weiterzuspielen. Zwischen dem wenig Schönen und den vielen Fehlern hat Animal Gods einen ganz eigenen Rhythmus, der tief in jedem Level verankert ist und dann zum Vorschein kommt, wenn erst einmal der richtige Weg gefunden ist. Es ist ein langsamer Rhythmus, der zusammen mit der zurückgenommenen Musik fast etwas Meditatives hat – nur um mich dann wieder mit einem unnötigen Tod aus dem Fluss zu reißen. Doch unter dem wackeligen Überbau eines mittelmäßigen Puzzle-Plattformers hat Animal Gods ein gutes Herz. Wer es spielt, begibt sich auf eine archäologische Expedition, auf die Suche nach dem Spiel, das unter zu großen Ambitionen und mutmaßlicher Budgetknappheit vergraben liegt.