Battleblock Theater

Battleblock Theater

Es war einmal eine Gruppe von Freunden und sie waren die besten Freunde der Welt. Zusammen fuhren sie mit einem Segelboot hinaus auf das große Meer. Die Sonne schien und alle waren unglaublich glücklich. Doch dann kam plötzlich ein Sturm auf und die schöne Ausflugsfahrt nahm ein jähes Ende.

Gestrandet auf einer einsamen Insel stolperten die Freunde über den Strand auf ein sich immer und immer größer auftürmendes Gebäude zu, aus dem das leise Schnurren von Katzen zu vernehmen war. Bevor sie die eigentümlichen Eindrücke richtig einordnen konnten, fanden sie sich umringt von ausdruckslos starrenden Katern. Keine fünf Sekunden später waren alle Freunde in Ketten gelegt. Unter dem johlenden Getose einer anonymen Zuschauermenge wurden sie in das Gebäude geführt und traten aus dem Dunkeln auf die hell erleuchtete Bühne. Sie waren nun die Attraktion im Battleblock Theater.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und wirklich gemessenen fünf Jahren haben die Entwickler von The Behemoth es endlich geschafft ihren dritten großen Titel nach Alien Hominid und Castle Crashers auf die gierig wartende Videospielgemeinde loszulassen. Doch hat sich das lange Warten auch gelohnt? Ich bin mir nicht sicher.

Auf der einen Seite ist Battleblock Theater ein fabelhafter Plattformer alter Schule mit der richtigen Portion Energie und Anarchie. Andererseits läuft das formschöne Rumgehüpfe aber auch schnell aus dem Ruder und entwickelt sich zu einem unkontrollierten Affenzirkus, der den Spielspaß schnell in den Keller sinken lässt.

In jedem Level müssen grüne Juwelen eingesammelt werden, damit sich der rettende Ausgang öffnet. Auf dem Weg dahin geht es vorbei an einem stetig wachsenden Arsenal von Tötungsmechaniken, die das Spiel frisch halten, obwohl es nur einer überschaubaren Anzahl bunter Blöcke zusammengebaut ist. Hier zeigt sich die lange Entwicklungszeit positiv, denn jedes Level ist eine kleine Meisterleistung an Spielfluss und Entdeckertum.

Battleblock Theater

Der richtige Weg ist immer klar zu erkennen und muss nur mit der erfolgreichen Hand-Augen-Springknopf-Koordination gemeistert werden. Wer mehr will als nur schnell durch die Level fliegen, der sucht alle versteckten Juwelen und das ganz besonders gut versteckte Bonus-Wollknäuel. So bekommen die ungeduldigen Abenteurer und die nervenstarken Entdecker beide was sie wollen. Lob also für die Solo-Kampagne und ihr tolles und immer kniffliger werdendes Leveldesign.

Ein etwas weniger rosiges Bild macht für mich dagegen der Multiplayermodus, obwohl doch gerade er eines der großen Aushängeschilder des Spiels ist. Aus dem präzisen Jump'n'Run wird mit mehreren Spielern nämlich schnell ein brodelndes Chaos. Die Spielfiguren prallen voneinander ab, stoßen sich gegenseitig in tödliche Laserstrahlen und stehen sich mehr im Weg als mir bei einem so präzise zu steuernden Videospiel lieb ist. Dieses Durcheinander ist von den Entwickler natürlich intendiert, zerstört aber die Spieldynamik zu stark.

Außer diesem kleinen Schnitzer auf der spielerischen Seite ist Battleblock Theater aber eine Freude für Augen und Ohren. Der für The Behemoth typische Comiclook funktioniert auch hier wieder hervorragend und sprießt nur so vor bunten Farben und kleinen Details. Heimliche Stars des Spiels sind allerdings der unsichtbare Sprecher und die durchgedrehte Musik. Nach jedem der acht Kapitel beschreibt der hysterische Sprecher einige neue Einzelheiten zur Geschichte und auch während des eigentlichen Spiels kommentiert er permanent die Geschehnisse. Spätestens beim Betreten des ersten versteckten Levels sollte jeder ein breites Grinsen auf dem Gesicht haben.

Battleblock Theater

Trotz umfangreicher Mehrspielermodi sowohl in der kooperativen Kampagne als auch in einem Arena-Modus, prophezeie ich Battleblock Theater eher durch den mitgelieferten Level-Editor eine lange Mindesthaltbarkeit. Dank der übersichtlichen Quaderform der Bausteine sind einzelne Level schnell zusammengesetzt und doch gibt es genug Variationsmöglichkeiten, um auch komplizierte und eigenständige Hindernisparcours zu erstellen. Ein schmaler Grat, an dem viele Editoren vorbeischrammen.

Also warte ich nun gespannt auf neue Kreationen, um möglichst bald auf die Katzeninsel und in das tödliche Theater zurückzukehren.