Beat Sneak Bandit
Argh, weiß von euch jemand, wie spät es gerade ist? Ich leider nicht, denn der fiese Lord Clockface hat meine Uhr gestohlen. Und nicht nur die, sondern auch alle anderen auf der Welt! Machtbesessener Uhrensohn!
Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich gemütlich einen Pizza-Timer stellte, es pünktlich zur Bahn schaffte oder nachmessen konnte, dass man zehn Minuten lang die Luft anhalten kann. Es sei denn, der gutmütige Rächer Beat Sneak Bandit schafft es, die Zeitmesser zurück zu stehlen.
Wer den gleichnamigen Titel des von Simogo, einem schwedischen Indie-Entwickler-Duo, entwickelten iOS-Spiels messerscharf analysiert, erhält die drei zentralen Elemente des Spiels: Schleichen, Stehlen, allen voran aber Musik. Die ist so wichtig, dass Beat Sneak Bandit ohne eingeschalten Ton unspielbar wird. Jede Bewegung des Diebs erfolgt per Berührung des Displays, allerdings nur dann, wenn der Takt der im Hintergrund laufenden Musik genau getroffen wird.
Sämtliche Elemente der insgesamt 40 Level bewegen sich passend zur Melodie – Tore und Falltüren öffnen und schließen sich, Wachmänner laufen umher, Überwachungskameras schalten sich ein und aus. Die Objekte finden sich dabei auch musikalisch wieder, wodurch sich rhythmische Muster mit etwas Geduld, Geschick und Taktgefühl lernen und Züge dementsprechend planen lassen.
Das bloße Erreichen des Ziels ist leicht, doch müssen stets zusätzlich vier Uhren eingesammelt werden, um Bonus-Level freizuschalten und ein Uhrgestein unter den Meisterdieben zu werden. Dabei gibt es kein Zeitlimit, bis zum Aha-Moment der Puzzles darf zwischendurch also gewartet (und vor allem gelauscht) werden. Hilft auch das nicht, kann ein Level nach drei Fehlschlägen vorläufig übersprungen werden. Auch wenn die Rätsel nach und nach schwieriger werden – so kommen später Teleporter und Zeitentschleuniger zum Einsatz – bleibt die Lernkurve überraschend angenehm, was nicht zuletzt an der so einfachen wie genialen Mechanik liegt: Zuhören, nachdenken, Mit dem Finger zum Beat aufs Display patschen.
Noch besser als den Soundtrack, der auch nach mehreren Stunden Spielzeit nicht langweilt, finde ich ja den eindeutig durch Saul Bass inspirierten Grafik-Stil. Akustik und Optik verschmelzen zu einer Spielerfahrung, die nicht weniger als die Prädikate liebevoll gestaltet, qualitativ hochwertig und absolut funky verdient hat.
Beat Sneak Bandit ist momentan einer meiner absoluten iOS-Favoriten und ein hervorragendes Beispiel für ein perfekt durchgestaltetes Spiel. Wer sein Hörvermögen noch nicht an das Alter oder zu laute MP3-Player verloren hat, ist hiermit meinem offiziellen Anspielbefehl ausgesetzt.