CrashTV
Röhrenfernseher sind einfach niedlich. Sie sind klobig und manche besonders in die Jahre gekommenen Modelle bilden an ihrer Frontseite aus zahlreichen Schaltern und Knöpfen beinahe so etwas wie ein Gesicht. Sie reagieren, wenn sie geschlagen werden, Taschentücher und Haare bleiben an ihnen kleben. Manchmal brummen sie im Standby-Modus zufrieden vor sich hin. Röhrenfernseher haben Charakter. Deswegen eignen sie sich auch wunderbar als Hauptdarsteller in Jump’n’Runs – wie in CrashTV.
Röhrenfernseher stammen aus einer Zeit, in der es sich noch lohnte, elektronische Geräte reparieren zu lassen. Und so gibt es auch kleine Upgrades für den kleinen Röhrenbildschirm, den ich in CrashTV seitwärts scrollend von Bildschirm zu Bildschirm bewege. Wenn ich eines davon erhalte, stelle ich mir vor, wie der fränkische Elektro-Händler des Vertrauens meiner Eltern in den TV-Innereien mit seinem Lötkolben herumwerkelt – nach kurzer Zeit kann ich den Doppelsprung, später einen Greifhaken.
Manchmal fällt mein Fernseher auch vom Tisch, auf dem er zuvor thronte, sorgsam umgarnt von Spitzendecken und einer Plastikfigur des schlauen Det – das wohl berühmteste der ZDF-Mainzelmännchen. Dann spritzen die Funken, es kracht, raucht und stinkt. In CrashTV macht das aber nichts, denn der Chiptunes-Soundtrack zieht mich derart in seinen Bann, dass ich nicht nur immer weiterspielen, sondern am liebsten mit meinem Röhrenfernseher tanzen möchte. Nur wir zwei, ein paar Weinbrand-Bohnen und eine Menge Lötzinn, die reicht, um die Nacht gemeinsam durchzustehen.