Detective Grimoire: Monströser Mord im Moor

Grimoire

Dreitagebart, ungekämmte Haare, brauner Trenchcoat: Detective Grimoire scheint sich an allen Klischees eines Detektives zu bedienen und ist trotzdem weit davon entfernt, ein Meisterschnüffler zu sein. Grimoire ist ein Grünschnabel — nicht nur erhält er noch immer Unterstützung von seinem Mentor, er strahlt zudem statt der nötigen Autorität pure Unsicherheit aus. Laut ausgesprochene Gedankengänge und leicht tollpatschige Fragen bescheren ihm deshalb schnippische Kommentare von den Verdächtigen, mit denen er selten grazil umzugehen weiß. Er ist nicht allwissend und braucht deutliche Hinweise, bis auch ihm endlich ein Licht aufgeht. Es mag nun größtenteils Mitleid sein, aber genau wegen diesen Ecken und Kanten wuchs mir der Nachwuchsdetektiv schnell ans Herz.

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Der erste Fall führt ihn zu einem Freizeitpark im Moor, dessen Besitzer tot aufgefunden wurde. Monströse Fußabdrücke und grüner Schleim am Tatort deuten allerdings auf keinen menschlichen Mörder, sondern auf eine mystische Kreatur namens Boggy, die nach den Legenden das Moor bewohnt. Grimoire selbst ist allerdings nicht überzeugt von solchen Märchen. So sammelt man nun in klassischer Point’n’Click-Manier diverse Beweisstücke, führt Gespräche mit Augenzeugen, konfrontiert diese mit den Gegenständen und kommt so der Auflösung immer näher. Bis es soweit ist, lernt man allerdings viele verrückte leicht exzentrische Charaktere kennen, die vor Persönlichkeit nur so überquellen. Von einer schrulligen Dame, die seit Jahrzehnten im Moor lebt, über eine gelangweilte Verkäuferin bis hin zu einem skrupellosen Filmregisseur sind genügend Verdächtige vorhanden, die durch flüssige Animationen und einer hervorragenden Synchronisation (unter anderem mit Arin “Egoraptor” Hanson) zum Leben erweckt werden.

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Generell handelt es sich bei der Atmosphäre um die absolute Stärke des Titels. Der minimalistische, bunte Stil hat mich sofort in die Zeit klassischer TV-Cartoons wie Scooby-Doo zurückversetzt. Wie bereits zuvor in Haunt the House: Terrortown haben SFB Games mit unglaublich viel Liebe das Flashgame-Original veredelt. Die neckischen Dialoge brachten mich zum Schmunzeln, der hervorragende, flötenlastige Soundtrack komplettiert das Bild. Das Spiel bildet insgesamt mit seinem zuckersüßen Charme gezielt einen Kontrast zum düsteren Mordfall. Die Atmosphäre ist dadurch gleichzeitig unheimlich und einladend.

Getrübt wird dieses Erlebnis nur durch den Schwierigkeitsgrad. Detective Grimoire spielt sich äußerst linear, die nächsten Schritte werden fast ins Ohr gebrüllt und Fehler werden komplett ignoriert. Theoretisch könnte man sich auch mit “Trial und Error” durch das Spiel schlagen. Zu solchen Methoden musste ich allerdings nie greifen, die eigentlichen Rätsel waren dafür zu leicht verständlich. Dass die gefundene Leggins zur einzigen jungen Frau im Moor gehörte, war nicht sehr überraschend. Auch eine Ähnlichkeit zwischen dem grünen Schleim und einer grünen Limonade erkannte ich bereits, bevor das Spiel begann, mich mit einem Zaunpfahl zu malträtieren. Es kann natürlich der Fall sein, dass ich durch andere Spiele schlichtweg verwöhnt bin und zu hohe Erwartungen entwickelt habe. Letztendlich war ich wohl mehr überrascht als enttäuscht darüber, meinen Kopf nicht vor lauter Frustration an die Wand zu hämmern. Ja, insgeheim war es sogar auch wieder schön, mühelos durch ein Spiel zu gleiten und nicht an jedem zweiten Rätsel stecken zu bleiben.

Detective Grimoire ist ein Spiel, das vor Charme und Atmosphäre aus allen Nähten platzt. Die Geschichte wird liebevoll erzählt, die Charaktere und ihre Dialoge sind unterhaltsam und die Präsentation ist großartig. Es ist sich über seine Ziele bewusst und verpackt sie in ein kompaktes und poliertes Spiel, das mich für etwa zwei Stunden bestens unterhalten hat. Adventures müssen also nicht unbedingt zum IQ-Test mutieren, um bestens zu unterhalten.