Eine ereignisreiche Irrfahrt. Mit Lasern!
Monokel eingepackt, Zylinder festgekrallt und hinein in das wahnwitzige Abenteuer. Der zerstreute Dr. Langeskov ist bekannt für seine irren Vorhaben, doch keines war bisher so riskant wie dieses: Ein verfluchter Smaragd, versteckt in einem riesigen Herrenhaus, das nur so gespickt ist mit wirren Rätseln und tödlichen Fallen. Eigentlich hätte alles nach Plan laufen können, doch hat er die Rechnung ohne den Tiger gemacht…
„Now for Something Completely Different“
Angefangen beim Namen, über den Spielverlauf bis hin zum Ende: Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald ist eine Aneinanderreihung absurder Ideen und unerwarteter Wendungen. Nicht verwunderlich, ist es doch das Spieldebüt des neuen Gamestudios Crows Crows Crows, welches von William Pugh gegründet wurde. Pugh hat sich als späterer Mitentwickler von The Stanley Parable einen Namen gemacht und während sein ehemaliger Kollege Davey Wreden an The Beginners Guide werkelte, widmeten er und sein Team – zu dem übrigens auch der ehemalige Superlevel-Autor Dominik Johann gehört – sich dem kostenlosen, nur 20-30 Minuten dauerenden Erkundungsspiel in der Egoperspektive.
Die Laser und auch der Tiger aus dem Titel kommen zwar vor, jedoch – wer hätte es gedacht? – anders als erwartet. Wie das Spiel sie in Erscheinung treten lässt, hängt ganz klar auch mit der persönlichen Herangehensweise zusammen. Sofern man bei Dr. Langeskov überhaupt von einem Spiel im eigentlichen Sinne sprechen kann. Es ist vielmehr eine spielbare Farce.
Eine Farce ist, mal ganz grob heruntergebrochen, eine Dramenform, deren kennzeichnendes Merkmal das Ziel ist, den Zuschauer zu unterhalten. Ihre Erfüllung liegt also im Lachen des Publikums. Der Witz wird in einer Farce dadurch generiert, dass die Figuren in überzeichneter Form durch unerwartete Wendungen und überraschende Begebenheiten in eine Reihe absurder Situationen hineingeraten. Und genau das erlebt man in Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist. Bei mir ist das Ziel übrigens geglückt: Grinsend steuerte ich durchs Spiel und an der einen oder anderen Stelle konnte ich mir auch das Lachen nicht verkneifen.
Das lag dabei vor allem an dem fantastischen Simon Amstell. Der Brite spricht die Stimme aus dem Off, die wie beim Stanley Parable auch in Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist der ständige Begleiter des Spielers wird. Jedoch mit einer anderen Bestimmung, denn während in der Parable teilweise existenzielle Fragen aufgeworfen werden, liegt hier der Fokus eindeutig auf der Unterhaltung. Die Comedy-Herkunft des Sprechers ist eindeutig zu spüren und durch seine Stimmlage wie auch seinem Akzent, erhält die von ihm gemimte, körperlose Figur, einen ganz eigenen Charme. Dabei sind Einsatz, Inhalt und Sprachschauspiel so perfekt aufeinander abgestimmt, dass man das Gefühl hat, die Stimme spräche mit einem höchstpersönlich und reagiere direkt und authentisch auf das eigene Handeln. Entsprechend viel Spaß macht es auch die Interaktionsmöglichkeiten auszutesten und die Grenzen des Möglichen auszureizen.
Neben der Stimme bereitet die Entdeckungsreise durch die Spielkulisse ebenso viel Freude. Zum einen, weil die Umgebung mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist und zum anderen, weil sich dort der Spielwitz generiert, der zum Großteil den irren Alltag der Spieleentwickler thematisiert. In satirischen Darstellungsweisen und Andeutungen werden unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen, sowie die völlig übersteigerten Erwartungen und wirren Vorstellungen der Spieler vom Arbeitsalltag eines Spieleentwicklers behandelt. Es geht um den Druck, innovative und immer wieder neue Spiele auf den Markt zu bringen zu müssen. Und, so viel sei noch verraten: Man wird auf absurde Weise Teil davon und hat das vergnügliche Gefühl tatsächlich hinter die Kulissen blicken zu können.
Blicken trifft auch ganz gut, was man im Spiel eigentlich macht: Außer die Umgebung zu erkunden, Knöpfe zu drücken und Hebel zu ziehen, macht man nicht viel mehr außer sich umzuschauen. Die eigenen Handlungen haben auch keinen Einfluss auf den Hauptverlauf der Geschichte, was jedoch in Anbetracht der Spielzeit verzeihlich ist. Man sieht über diese minimalen Negativpunkte gerne hinweg, weil Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist auf seine ganz eigene Weise verzückt. Es glänzt mit Charme, Humor, durch clevere Sprecher-Interaktionen und macht einfach Spaß! Es zeigt eindeutig das Potenzial der Crows Crows Crows-Riege und ich bin gespannt, womit sie uns in Zukunft noch so überraschen werden.