Dress up the despot: Femmepocalypse

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Es gibt viele gute Gründe dafür, sich in Schale zu werfen, die sogenannten „Dress-Up-Games“ aber kreisen immer um den selben: Sei schön, um deine Beliebtheit zu steigern. Und, konkreter: Um einen Partner zu finden. Als interaktive Imperative lassen die pinkifizierten Spiele wenig Raum für sonstige stilistische und Lebenswegentscheidungen. Dabei will man möglicherweise auch in ganz anderen Kontexten betören. Zum Beispiel bei der Unterwerfung der Welt.

Femmepocalypse, das im Rahmen des „Feb Fatale“-Game-Jams in Toronto entstand, ist ein ungewöhnlicher Gegenentwurf zum Glamour-Ideal, die sich auf den unzähligen “Girl Game”-Seiten präsentiert. Die Hauptfigur der spielintern wie -extern schnell erzählten Geschichte begegnet eines einsamen Abends vor dem PC einer künstlichen Intelligenz und wird von selbiger prompt davon überzeugt, die reale gegen eine digitale Existenz einzutauschen.

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Als nun virtuelle Entität sind der gestalterischen Freiheit des Selbst nur noch wenige konzeptionelle Grenzen gesetzt: Ein Schaltkreismuster auf der grünen Haut wird mit farblich passenden, leuchtenden Augen kombiniert, an aztekische Kunst erinnernde Ornamente mit orangefarbenem Lippenstift, oder die graue Haut mit binärer Inschrift unverändert beibehalten.

Dutch Gordy alias Altopunk hat eigens für das Spiel einen speziellen Controller entwickelt – ein aus Folie und Klebeband gebasteltes Abbild der Maske, der über Berührungen der jeweiligen Gesichtspartien deren Erscheinungsbild im Spiel verändert. Leider ist die Steuerung derzeit nur darüber möglich, wirres Klicken auf den Bildschirm bleibt folgenlos. Zwar besteht die Möglichkeit, alle Gestaltungsoptionen auch per Tastendruck durchzugehen. Greift man allerdings darauf zurück, erscheint am Schluss eine Fehlermeldung und das ausgewählte Gesicht nicht im letzten Bild, das die weltherrschaftshungrige KI in einer passend pompösen Abschlusszene darstellt.

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Da die Arbeit an Femmepocalypse noch nicht abgeschlossen ist und bereits Ergänzungen angekündigt wurden, ist zu hoffen, dass dieser Fehler korrigiert und eine Mauszeigerunterstützung ergänzt wird. Denn trotz seines (derzeit) geringen Umfangs, bietet dieses Spiel eine spannende Alternative zu den gesichtsnormierten Farbtopftaucherinnen mit wehenden Röcken, die sich sonst allerorten präsentieren. Auch wenn Altopunk selbst betont, dass diese Spiele eine Daseinsberechtigung haben: Als Doppelgänger_in von System Shocks größenwahnsinniger, künstlicher Intelligenz S.H.O.D.A.N die Welt zu erobern, erscheint bedeuted spannender, als um das Herz eines weiteren, gesichtsgebügelten Prinzen zu buhlen. Noch schöner wäre nur eine Fusion dieser beiden Szenarien.